Gibt es den klassischen Reisejournalismus und seine Journalisten noch? Und wie geht es ihm und den schreibenden Kolleginnen und Kollegen materiell? Nicht besonders gut, muss man konstatieren, angesichts immer weniger werdender Absatzquellen, neuer Honorarrichtlinien und immer geringerer Zahl von Radio- und Fernsehsendungen. Sind wir selber schuld? Ich denke mit Grausen an die Feststellung unseres Kollegen Peter Linden, der während unserer diesjährigen Mitgliederversammlung mit ungeschminkten Zahlen aufwartete. Wenn lediglich erschreckende sechs Prozent der Leser einer Tageszeitung den Reiseteil überhaupt noch zur Kenntnis nehmen, ist das eine Bankrotterklärung. Wenn von diesen sechs Prozent die Mehrheit bereits nach wenigen Zeilen weiterblättert, ist es nicht verwunderlich, dass Verleger zum Rotstift greifen. Ade du heile Welt. Papua-Neuguinea oder Timbuktu mag Autoren und Redakteure interessieren.
Handfeste Tipps für den eigenen Urlaub
Die Mehrheit der Leser will handfeste Tipps für den eigenen Urlaub und dieser führt gemeinhin nicht in die Exotik. Mehr Service, mehr Beschäftigung mit den Themen unserer „Kundschaft“ sind gefragt. Man mag dagegen halten, dass unsere Aufgabe auch darin besteht fremde Kulturen und Länder vorzustellen und zu hinterfragen. Dann aber muss sich offensichtlich die Qualität und Lesefreundlichkeit der Artikel grundlegend ändern. Wenn etablierte Medien nicht mehr mitspielen, müssen wir auch über neue Vertriebswege nachdenken. Ein mächtiger Blog von vielen Guten erreicht eventuell mehr als der bloggende Individualist? Drei Radioblogs zusammen geworfen und zum größeren Internetradio oder Podcast-Service aufgebaut erreicht sicher mehr, als jeder einzeln vor sich hin „Wurschtelnde“?
„Hybrid“ – na und?
Und wenn inzwischen sogar der „DJV“ Seminare zum Thema „Corporate Publishing“ anbietet, ist auch die Frage der Erschließung neuer Tätigkeitsfelder nicht mehr kategorisch mit „Nein“ zu beantworten. – „Hybrid“, na und? Solange wir nicht in der Selbstverleugnung enden. Da alte Realitäten nicht mehr funktionieren, benötigen wir eine gut durchdachte Neue. – Es gibt Möglichkeiten, die wir gemeinsam besser entwickeln können, als alleine zu verzweifeln. Eines ist dabei wichtig: Die Produkte müssen hochwertig und spannend sein. Mit Seminaren und einer VDRJ 4.0. können wir viel für uns erreichen. Den Weg dorthin haben wir begonnen. Ich bete selten, aber hier bete ich für den Erfolg und mehr Gemeinsamkeit in unserer Vereinigung aus Reiseprofis. Zweckoptimismus, ja!
Es braucht wieder mehr aktiv-optimistische „Frösche“ um aus dem Milchsee die Butter im Glas werden zu lassen.
Herzlichst, Ihr
Rüdiger Edelmann
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