Warum gibt es den Verhaltens-Codex der VDRJ?

Und ist der Ruf erst mal ruiniert…Ist er das wirklich? Gut, oder vielmehr schlecht: das Ansehen der Berufsgruppe der Journalisten in der Bevölkerung ist begrenzt. Überbringer von Nachrichten hatten es noch nie leicht, geliebt zu werden. Immer ist da jemand, dem ihr Tun gar nicht gefällt.

Aber eigentlich müssten Reisejournalisten dann doch gemocht werden. Ihr Output tut kaum weh. Zumindest, so lange sie nicht über verschmutzte Strände, Baustellen neben Hotelanlagen oder Kakerlaken auf der Klobrille berichten. Das tun sie eher selten. Weil es nicht ihr vorderster Auftrag ist.

Reisejournalismus wurde neben dem Leser/Hörer/Zuschauer-Interesse an der weiten Welt erfunden, um ein gefälliges Umfeld zu schaffen für die touristische Industrie.Und wer hat’s erfunden? Die FAZ hat’s erfunden, wie unser langjähriger Ehrenpräsident und erster FAZ-Reisechef Dr. Friedrich Wagner einmal ausplauderte.

Nein, die Reisejournalisten brauchen sich nicht zu sorgen um ihren Ruf bei den Kunden ihrer medialen Produkte. Die Reisejournalisten sind vielmehr die Kellerkinder in der Innensicht des sich selbst reflektierenden Gewerbes. Vielleicht noch knapp vor den Motorjournalisten. Gefühlt der Gegenpol des oft so selbstgefälligen Netzwerks Recherche.

Die unheimliche Nähe zum Objekt der Berichterstattung. Von den Reisejournalisten nicht erstrebt, aber von den Verlegern oder Intendanten so gefordert – aus Kostengründen. Alles andere sind Schönwetterreden auf Gutmenschen-Podien.

Haben Reisejournalisten noch Selbstachtung für ihren Beruf?

Wie kann man als Reisejournalist da noch Selbstachtung für seinen Beruf entwickeln? Und wie kann man als PR-Verantwortlicher der Versuchung widerstehen, die widrige Lage der Redaktionsetats auszunutzen mit etwas unanständigen Forderungen?

Die VDRJ ist die einzige bundesweite Berufsvereinigung von medialen Profis mit Fachgebiet Reise. Seit Jahren drehen sch unsere kontrovers und emotional geführten Debatten um diesen Spagat. Die Realität anzuerkennen, aber die Professionalität nicht zu verlieren.

Schwarze Schafe

Natürlich gibt es Schwarze Schafe in unserem Bereich. „Journalisten“, die durch ihren unsensiblen Auftritt sich disqualifizieren für ihre Aufgabe; die maßlos sind oder einfach nur ignorant und mit schlechter Kinderstube geschlagen. Und auch bei den „PR-Fachleuten“ gibt es Unbelehrbare, die sich nicht als Dienstleister zweier Seiten – ihrer Auftraggeber, aber auch ihrer medialen Partner – verstehen, sondern nach dem Motto „Wer zahlt, schafft an“ Zumutungen verlangen.

In einem wunderbaren Prozess haben die Mitglieder der VDRJ nun gemeinsam einen neuen Codex entwickelt, dem sie sich alle verpflichten. Und das ist wichtig. Er soll nicht nur ein Papier sein, sondern eine Herausforderung. Und auch ein Druckmittel gegen Uneinsichtige. Wer als VDRJ-Mitglied massiv gegen unseren Codex verstößt, muss mit Ausschluss rechnen. Das sind wir uns schuldig. Und unserem Berufsstand, den wir achten und lieben.

Jürgen Drensek