Die Jury für den Columbus Radiopreis 2020 fragte sich, ob sich dieses alles lähmende Virus quer durch die Einreichungen ziehen würde. Nicht nur, aber auch; das ist die Antwort. Gerade, dass Corona eine Reise verhinderte, war am Ende der Stoff, aus dem der Goldene Columbus 2020 geschnitzt wurde. – Preisgeschäftsführer Rüdiger Edelmann zieht Bilanz.
Mit Bangen schauten wir auf die zuerst nur zögerlich eingereichten Beiträge. War es eine gute Idee den Radiopreis auszuschreiben? Die Antwort gibt es, wie so oft am Ende. 46 Einreichungen mit einer Gesamthördauer von rund 24 Stunden warteten auf die Jury, die sich in diesem Jahr leider nur per Videokonferenz treffen sollte. Wir fünf Radioprofis waren gut gefordert angesichts des umfangreichen Materials. In unserer ganztägigen virtuellen Jurysitzung setzten wir uns mit den errechneten Top 12 von 46 Einreichungen auseinander – und ja, das beste Radiostück hat in der Tat mit den Auswirkungen des Corona-Virus auf das Reiseverhalten zu tun. Allerdings auf ganz andere Weise als gedacht.
Aber es wurde auch gereist, teilweise vor der Pandemie und auch währenddessen. Ergebnis? Wie beim allgemeinen Reiseverhalten spielten deutsche Ziele eine größere Rolle. Corona hat das wahrgemacht, was wir seit Jahren beklagen: Fehlende Themen aus dem eigenen Land. Für die Preisränge hat es trotzdem nicht gereicht. Weniger wegen des Ziels, sondern mehr wegen der Qualität der Beiträge.
Weniger Radio, mehr Podcasts
Die Zahlen verschieben sich. Das liegt auch an der immer geringer werdenden Zahl von Reisesendungen. Letztlich beherrschen vier entsprechende Formate des öffentlich-rechtlichen Radios die Zahl der Einreichungen von Autoren und Redaktion. Es macht traurig, die einst vorhandene Vielfalt schwinden zu sehen. Die Rationalisierungswut der Öffentlich-Rechtlichen macht dem Thema Reisen zunehmend in der Berichterstattung den Garaus. Die VDRJ findet, dass es schlimm ist, wenn letztlich ein halbes Dutzend Radiosendungen den Markt beherrschen und eine, ausgerechnet die älteste Reiseradiosendung auf dem deutschen Radiomarkt, einer ungewissen Zukunft entgegen zu dümpeln droht.
Dass Hörstücke zum Thema Reisen relevant sind, belegt die Zahl der stetig wachsenden Podcasts, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Folglich ist auch deren Zahl in unserem Wettbewerb gestiegen. Die Quote lag in diesem Jahr bei knapp 30 Prozent. Da sie sich von klassischen Radiostücken oft erheblich unterscheiden, haben wir uns dazu entschlossen, erstmals einen Silbernen Columbus für den besten Podcast auszuloben.
Weniger Sponsoren, mehr Eigenleistung
Eine große Stütze bei der Auszeichnung von Preisen waren in den letzten Jahren unsere Sponsoren, die für die Gewinner Reisegutscheine zur Verfügung stellten und die Juryarbeit unterstützten. Die Corona-Tourismuskrise hat dafür gesorgt, dass sich viele Unterstützer unserer Preise zurückziehen mussten.
Bei deshalb nicht mehr dotierten Goldpreisen, so auch beim Goldenen-Radio-Columbus, hat sich die VDRJ in diesem Jahr dazu entschlossen persönlich einzuspringen. Der Sieger im Radiowettbewerb darf sich deshalb über einen Geldpreis in Höhe von 1.000 Euro freuen. Die Silberpreise werden, wie im letzten Jahr, vom Conbook – Verlag für Reiseliteratur unterstützt. Jeder Gewinner erhält nicht nur ein Buchgeschenk, sondern auch einen Gutschein über 50 Euro zur Bestellung von Literatur aus dem Verlagsprogramm. Dafür bedanken wir uns ganz herzlich. Natürlich wünschen wir uns, im nächsten Jahrgang, Sponsoren wieder oder auch neu begrüßen zu dürfen.
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Die Radiopreisträger-Beiträge in der Übersicht
- Columbus Radiopreis 2020 in Gold für das beste Radiostück des Jahres: „Fluch der Karibik“
- Columbus Radiopreis 2020 in Silber für die beste Reportage: „Belgrad-Bar, eine Zugfahrt von Serbien nach Montenegro“
- Columbus Radiopreis 2020 in Silber für den besten Podcast: „Sayonara Heimat – Hauke wandert aus“
- Columbus Radiopreis 2020 in Silber für Recherche und Hintergrund: „Verordnetes Glück – Bhutan“
Die Radiopreis-Jury 2020
- Rüdiger Edelmann (Deutsches-Reiseradio.com), Geschäftsführer Columbus Radiopreis, sowie
- Sabine Dahl (rbb)
- Till Ottlitz (BR)
- Marc Schmidt (HR)
- Daniela Wiesler-Schnalke (Deutsche Welle)
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