Ob Facebook und Twitter: Mit kuratierten Inhalten sichtbar(er) werden

Die Hängung, Auf- und Zusammenstellung von Kunstwerken (von Bildern bis zu Skulpturen) verantworten bei Sonderschauen wie Dauerausstellungen Kuratoren. Vielfach liegt es allein in ihrer Hand, ob eine Schau ein Publikumserfolg wird. Und die Kunsthalle oder das Museum darüber langfristig Besucher an sich binden und zum Wiederkommen animieren kann. Nichts anderes ist Content Curation im Web. (Foto: Sonja Sahmer)
Die Hängung, Auf- und Zusammenstellung von Kunstwerken (von Bildern bis zu Skulpturen) verantworten bei Sonderschauen wie Dauerausstellungen Kuratoren. Vielfach liegt es allein in ihrer Hand, ob eine Schau ein Publikumserfolg wird. Und die Kunsthalle oder das Museum darüber langfristig Besucher an sich binden und zum Wiederkommen animieren kann. Nichts anderes ist Content Curation im Web. (Foto: Sonja Sahmer)

Wir kennen es aus der Kunst: In Museen bestimmen Kuratoren, was Besucher in der Ausstellung zu sehen bekommen. Sie entscheiden, welche Kunstwerke sie ausstellen und stellen mit fremden Kunstwerken ihre Expertise unter Beweis. Mit ihrer Auswahl sind sie für eine erfolgreiche Ausstellung verantwortlich.

Vergleichbares gibt es im Internet. Auf Social Media spricht man hierbei von Content Curation, wenn man fremde Inhalte auf den eigenen Plattformen teilt. Auf der Website verlinkt man einen Artikel, um auf die These des Autors oder der Autorin einzugehen. Man beleuchtet ein Thema aus einer anderen (der eigenen) Perspektive und gibt selbstverständlich die Quelle an.

Von Valerie Wagner

In den eigenen Social-Media-Kanälen teilt man Beiträge von anderen, um der eigenen Community relevante Inhalte zu präsentieren. Das hat allerdings nichts mit „Werbung für andere“ zu tun, im Gegenteil: So stellt man die eigene Erfahrung und Expertise in den Vordergrund. Man gibt damit Wissen weiter – und beschert den Fans und Followern auf Twitter und Facebook einen bunten News-Feed mit interessanten und relevanten Inhalten.

Auch die Social-Media-Kanäle der VDRJ (im Bild der Twitter-Kanal) leben nicht allein von eigenen Beiträgen, denn nur so können sie die Vielseitigkeit der Journalistenvereinigung darstellen: So werden neben Beiträgen des Columbus onlineMagazins auch Veröffentlichungen ihrer Mitglieder geteilt oder interessante Meldungen aufgegriffen und eigeninitiativ ausgespielt oder thematisch zum Berufsbild des (Reise-)Journalisten passende Beiträge aus der Medien- und Reisebranche auch mal nur „unkommentiert“ retweetet. (Foto: Valerie Wagner)
Auch die Social-Media-Kanäle der VDRJ (im Bild der Twitter-Kanal) leben nicht allein von eigenen Beiträgen, denn nur so können sie die Vielseitigkeit der Journalistenvereinigung darstellen: So werden neben Beiträgen des Columbus onlineMagazins auch Veröffentlichungen ihrer Mitglieder geteilt oder interessante Meldungen aufgegriffen und eigeninitiativ ausgespielt oder thematisch zum Berufsbild des (Reise-)Journalisten passende Beiträge aus der Medien- und Reisebranche auch mal nur „unkommentiert“ retweetet. (Foto: Valerie Wagner)

Das wichtige „social“ vor dem Media

Twitter-Follower oder Facebook-Fans sind schnell gelangweilt, wenn man nur die eigenen Beiträge teilt. Das entspricht auch nicht der Idee hinter Social Media. Sicher, Links zu neuen Artikeln auf den eigenen sozialen Netzwerken zu teilen ist durchaus legitim. Dort sollten eigene Inhalte auch immer zuerst geteilt und auf neue Inhalte aufmerksam gemacht werden.

Doch immer dieselben Inhalte zu posten, kann die Follower schnell “ermüden“. Zumal das „social“ vor dem Media aus dem Englischen eher als „gesellig“ oder „gesellschaftlich“ übersetzt wird und verstanden sein will. Ausschließlich auf die eigenen Werke hinzuweisen, wird also eher als egoistisch wahrgenommen. Ein oft vorgeschobenes Argument jedoch ist: „Dann mache ich ja Werbung für andere“. Klar! Und warum auch nicht? Fremde Inhalte zu teilen, die die Fragen der Follower beantworten, führen dazu, als Quelle für Informationen mit Mehrwert wahrgenommen zu werden. Dorthin werden Suchende immer wieder zurückkehren.

Das „Schlimmste“ was passieren kann: Der Urheber des Inhalts bedankt sich und teilt ebenfalls Inhalte. Er hinterlässt ein Like oder einen Kommentar – und es kann ein Gespräch entstehen. Es wäre nicht das erste Mal, dass aus solch einem Kontakt eine Kooperation und langfristige Zusammenarbeit entsteht. Schließlich sind Social-Media-Kanäle soziale Netzwerke.

Content Curation

… bedeutet das sinnvolle Zusammentragen von fremden Inhalten aus verschiedenen Quellen, die zu einem Thema passen. Angereichert mit der eigenen Meinung und Erfahrung bietet Content Curation Mehrwert für die eigenen Follower. Sie finden relevante Inhalte und kehren immer wieder zum Sender der geteilten Information zurück. Denn Accounts, die mehrwertige Inhalte von anderen teilen, werden als wertvolle Quelle angesehen.

Die Social-Media-Verantwortliche der VDRJ, Charis Stank, kuratiert Inhalte von Mitgliedern und themenverwandten Verbänden und Vereinigungen unter anderem auf Twitter. (Screenshots & Collage: Valerie Wagner)
Die Social-Media-Verantwortliche der VDRJ, Charis Stank, kuratiert Inhalte von Mitgliedern und themenverwandten Verbänden und Vereinigungen unter anderem auf Twitter. (Screenshots & Collage: Valerie Wagner)

Die VDRJ zum Beispiel kuratiert unter anderem Inhalte von auf Social Media aktiven Mitgliedern auf ihrer Facebook-Seite (der Fan Page) und dem Twitter-Kanal. Daraus entsteht eine bunte Mischung aus Artikeln und Meldungen von Mitgliedern des Journalisten- und PR-Kreises. Auch fremde Inhalte oder Veranstaltungshinweise von themenverwandten Verbänden, Vereinigungen und Unternehmen aus der Reise-, Touristik- sowie Medienwelt findet man in den News-Feeds der Vereinigung.

Content Curation ist Pflicht, Curation Rotation die Kür

Das Internet verbindet also Menschen und wird nicht umsonst kurz „das Netz“ genannt. Diese Bezeichnung trifft es sehr gut: Alles ist miteinander verknüpft, Suchmaschinen folgen Links und Menschen vernetzen sich online und in sozialen Netzwerken. Passt das Thema, gehen einige Nutzer auch weiter und teilen nicht nur fremde Inhalte, sondern unterstützen andere dabei, Inhalte zu erstellen.

Hierbei spricht man von Rotation Curation. Am treffendsten übersetzt bedeutet es „wechselnde Kuratierung.“ Ein bekanntes Beispiel ist der Twitter-Account der Tagesthemen. Jede Woche wird der Account von einem anderen Moderator oder Mitarbeiter mit Inhalten bespielt. Auch die „Zeit“ arbeitet so – und hat sogar schon Externe kuratieren lassen.

Der Twitter-Account der Tagesthemen wird jede Woche von einem anderen Verantwortlichen bedient. Den aktuellen Twitter-Host sieht man im Profilbild und auch die Profilbeschreibung wird wöchentlich angepasst. (Screenshots & Collage: Valerie Wagner)
Der Twitter-Account der Tagesthemen wird jede Woche von einem anderen Verantwortlichen bedient. Den aktuellen Twitter-Host sieht man im Profilbild und auch die Profilbeschreibung wird wöchentlich angepasst. (Screenshots & Collage: Valerie Wagner)

Das Konzept „Rotation Curation“ initiierte im Dezember 2011 erstmals das SI Svenska institutet, eine Regierungsbehörde in Schweden mit der Aufgabe, Informationen über das Königreich außerhalb des Landes zu verbreiten. Die Behörde und VisitSweden launchten die Kampagne „Curators of Sweden“. Das Konzept: Rotierende Sprecher bzw. Kuratoren sollten auf dem offiziellen Twitter-Account von Schweden, @sweden, Inhalte teilen. Die erfolgreiche Kampagne lief sieben Jahre bis zum 1. Oktober 2018 – und fand weltweit Nachahmer. So zum Beispiel gleich in Deutschland den von Anfang an auf ein Jahr (2012/13) und 52 wechselnde Kuratoren angelegten Account @munichlovesu. Einige dieser damals aufgesetzten Twitter-Accounts sind bis heute noch aktiv und führen das Konzept Rotation Curation weiterhin fort.

2011 wurde Rotation Curation durch die Regierungsbehörde in Schweden ins Leben gerufen und durch VisitSweden in einer Kampagne umgesetzt. Die Idee fand weltweit Anklang und so folgten Organisationen rund um den Globus dem schwedischen Vorbild. Die Kampagne endete 2018, man findet sie aber noch in abgewandelter Form auf Twitter und auch auf Instagram. Der Account @Netherlanders ist heute noch aktiv und betreibt weiterhin aktiv Rotation Curation, ebenso @PeopleofLeeds. (Screenshots & Collage: Valerie Wagner)
2011 wurde Rotation Curation durch die Regierungsbehörde in Schweden ins Leben gerufen und durch VisitSweden in einer Kampagne umgesetzt. Die Idee fand weltweit Anklang und so folgten Organisationen rund um den Globus dem schwedischen Vorbild. Die Kampagne endete 2018, man findet sie aber noch in abgewandelter Form auf Twitter und auch auf Instagram. Der Account @Netherlanders ist heute noch aktiv und betreibt weiterhin aktiv Rotation Curation, ebenso @PeopleofLeeds. (Screenshots & Collage: Valerie Wagner)

Content Curation und Rotation Curation im Reisejournalismus

Auch Journalisten und PR-Verantwortliche können mit fremden Inhalten ihre Sichtbarkeit und Reichweite erhöhen. Sie positionieren sich damit als Kenner in ihrem Fachbereich – und erarbeiten sich den Status einer informativen Quelle mit interessanten und relevanten Inhalten für ihre Zielgruppe. Gut gemacht, können sie so ein Netzwerk aufbauen. Das geht natürlich nicht über Nacht und ist eher ein Marathon als ein Sprint. Doch darüber können, wie eingangs bereits erwähnt, Kooperationen und langfristige Zusammenarbeiten entstehen.

Rotation Curation eignet sich sehr gut für Organisationen, Verbände, Vereinigungen und Unternehmen. Auch hier können auf Social Media aktive Reisejournalisten und PR-Mitarbeiter ansetzen und sich etwa für die zeitweilige Übernahme eines Twitter-Accounts anbieten: zum Beispiel für eine Stadt, eine Region, ein (Bundes-)Land. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich auch mal die Chance, Rotation Curation über den Twitter-Account der VDRJ auszuprobieren?

Eins ist jedenfalls sicher: Fremde Inhalte bereichern den eigenen Feed und werden auch vom eigentlichen Urheber positiv wahrgenommen. Und dafür sind wir doch auf Social Media: für das Miteinander und ein gutes Gefühl!

Lesetipps

Unsere Autorin empfiehlt Social-Media-Einsteigern, die tiefer in die Materie einsteigen wollen, den Beitrag „Content Curation – Ein Leitfaden für Anfänger“. Auch die Artikel „Inhalte kuratieren: Warum Sie nicht nur Ihre eigenen Inhalte teilen sollten“ und „So organisieren Sie ein Social Media-Takeover clever, sicher und erfolgreich“ fand sie für ihre eigenen Social-Media-Aktivitäten und diesen Beitrag hilfreich.

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