Guten Radiojournalismus kriegt auch ein Virus nicht kaputt. Die Auswahl fiel schwer für 2021, denn die Qualität war fast durchgehend auf einem hohen Level.
von Rüdiger Edelmann
Selten gibt es die Rückmeldung aus der Jury, dass es diesmal verdammt schwer war. Dabei waren es diesmal sogar einige Einreichungen weniger als in den Vorjahren. 41 Beiträge haben die Jurymitglieder gehört. In der Gesamtsumme gab es trotzdem „heiße Ohren“, denn die Netto-Hördauer lag dann insgesamt doch noch bei über 20 Stunden. Dementsprechend gab es, wie immer, schon vor der Jurysitzung schon reichlich zu tun und zu bewerten. Mit einem ausgeklügelten Bewertungssystem wurden Punkte vergeben, um am Sitzungstag nur noch über die Besten der Guten reden zu können. Dieser Sitzungstag selber sollte uns nach zwei Jahren ein Wiedersehen bescheren, um endlich wieder an einem Tisch streiten zu dürfen und letztlich doch Einigkeit zu erzielen. Diese Sitzung stand dann leider unter einem ungünstigen Test-Stern. Drei Tage vorher gab es den ersten positiven Corona Test. Am Vorabend unseres Treffens den zweiten. Ergebnis war dann eine Hybrid-Veranstaltung, die es trotz Trauer über die misslichen Umstände, in acht Stunden möglich machte, die Besten der Top 10 festzulegen. Es war streckenweise eine schwere Geburt und so blieben letztlich auch Beiträge auf der Strecke, die ebenbürtig waren. Zu dicht war das Rennen. Die wenig erfreulichen vierten Plätze waren dann doch zahlreicher als erwartet.
Aber es gab auch Eindeutiges. Den goldenen Radio-Columbus gibt es deshalb nicht für einen Beitrag, sondern für ein Podcast-Projekt, das (Jurymeinung) seinesgleichen sucht. Alle drei eingereichten Beiträge dieses Podcasts landeten in der Top 10. Da gab es kein Zögern.
Um die Silber-Auszeichnungen gab es da schon mehr Diskussion: Italienisches Wohlfühl-Kopfkino oder grandios produzierte Begegnung mit dem Vinylhelden von Hongkong? Bergzerstörung oder Strandverschwinden bzw. Bondo gegen Mittelmeer? Auf eine Ameisenbär-Geschichte konnten wir uns dann wieder schneller einigen; weniger wegen des Wesens mit der langen Nase, als wegen der Leistung der Reporterin.
So nahm auch die Hybridveranstaltung ein gutes Ende und die Jury möchte sich im nächsten Jahr auf jeden Fall endlich wieder komplett und persönlich treffen. Das haben wir uns verdient, denn Streit und Versöhnung am Konferenztisch ist doch anders als am Bildschirm. Hoffen wir also weiter und verleihen wir Preise für hohe Qualität in schwierigen Zeiten.
Die Radiopreis-Jury 2021
- Sabine Dahl, (rbb)
- Daniela Wiesler, (Deutsche Welle)
- Till Ottlitz, (BR)
- Marc Schmidt, (hr)
- Rüdiger Edelmann, (deutsches-reiseradio.com) & Preisgeschäftsführung
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