Umwelt & Nachhaltigkeit: Am Mittelmeer verschwinden die Sandstrände

Strand; Foto: Rüdiger Edelmann
Strand; Foto: Rüdiger Edelmann

Die Pandemie mag das Thema Klimawandel verdrängt haben, die Sandstrände im Mittelmeer, als höchstes Urlaubsgut, gehen derweil trotzdem weiter zurück. Hintergrund, Erklärung und Folgen sind Thema der ausgezeichneten Reportage.

von Rüdiger Edelmann

Auch wenn es den Sommerurlaubern in Spanien, Italien oder sonst am Mittelmeer nicht wirklich bewusst ist, der Hauptgrund für Familienurlaub am Meer hat den Rückzug beschlossen. Wir Menschen sind schuld daran. Dabei sind es weniger die Urlauber als die Infrastruktur, die Staudämme im Inland, die fehlenden oder bebauten Dünenlandschaften und die zubetonierten Promenaden überall dort, wo der Tourismus Einzug gehalten hat. Ferienhäusern in Süditalien steht teilweise „das Wasser bis zum Hals“, denn parallel steigt auch der Meeresspiegel.

Brigitte Kramer, Autorin des Features für „SWR2 Wissen“, überrascht mit Fakten, die selbst engagierten Umweltschützern oft noch fremd sind. Das Faktum aber ist erschütternd, wenn sie sich erzählen lässt, dass allein Italien im Lauf von 50 Jahren 40 Millionen Quadratmeter Strand ans Meer verloren hat. Fast noch schlimmer, sagen ihr Wissenschaftler, sei die Tatsache, dass die Mittelmeerküsten heute zu einem großen Teil nur noch künstlich sind und jedes Jahr, zum Beispiel am Stadtstrand von Barcelona rund hunderttausend Kubikmeter Sand vorgespült werden. Ansonsten gäbe es schon lange keinen Sand mehr. Ein Drittel der spanischen Sandstrände sei inzwischen unter Beton begraben. Und die natürlich, biologische Struktur von Sandstränden, beispielsweise auf Mallorca, werde durch die Sandvorspülungen nicht gerettet, weil dadurch die biologische Struktur ihrer Mikroorganismen zerstört werde. Wer genau hinhört, wird künftig auch akzeptieren, dass Pflanzensedimente am Strand wichtig sind zum Erhalt, auch wenn sie von Touristen nicht geschätzt werden. Einmal mehr ist Umdenken gefragt und die Erkenntnis, dass die Zivilisation einen Großteil der Mittelmeerstrände bereits zerstört hat. Rückholbar ist das nicht mehr.

Fakten, Erklärungen sowie Antworten, was denn zu tun ist, um wenigstens die schlimmsten Auswirkungen zu verhindern, sind Thema dieses intensiven Radiofeatures. Die Stärke der Autorin ist dabei, das Problem einleuchtend, völlig klar und nachvollziehbar darzustellen und zu erklären. Es genügen ihr wenige Sätze, bis den Hörenden der Mund offensteht. Umweltprobleme müssen erklärt werden, um ein Umdenken zu erreichen. Genau das leistet dieses Feature.

Brigitte Kramer
Brigitte Kramer

Der Beitrag „Am Mittelmeer verschwinden die Sandstrände“, ausgestrahlt im Juni 2021 in SWR2 – Wissen, wurde mit dem Columbus Radiopreis 2021 in Silber in der Kategorie Umwelt und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Mehr zum diesjährigen Radiopreis-Jahrgang und der Arbeit der Jury finden Sie hier.

https://www.swr.de/swr2/wissen/am-mittelmeer-verschwinden-die-sandstraende-bald-nur-noch-fels-und-steine-100.html


Wir danken dem Sponsor der Columbus-Radiopreise 2021

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