Das Wetter meinte es gut mit den rund 30 VdRJlern und eingeladenen Gästen, die sich am 10. Mai zum VDRJ Regio-Treff Mitte am Eisernen Steg in Frankfurt einfanden. Bei blauem Himmel stiegen sie von dort an Bord der Winkinger, das kleinste Schiff der Primus-Linie, und diskutierten über die Frage, ob es möglich sei, als Reisejournalist mit Reiseführern auskömmlich Geld zu verdienen.
Sechs Autoren – sechs Geschäftsmodelle
Neben einer kleinen internen Besprechung von PR- und Journalistenkreis stand ein handfestes Thema auf dem Programm: Ob „die weite Welt der Bücher“ auch Chancen für Reise-Medienprofis bieten kann. Wie werden Bücher erfolgreich – für alle Beteiligten? Diese Frage stellte Moderatorin Marina Noble an die sechs Autorinnen und Autoren auf dem Podium. Und eins wurde recht schnell deutlich: Es geht nur mit großem Einsatz, Durchhaltevermögen, und dem Willen, das Projekt selbst voranzutreiben – auch mit ungewöhnlichen Ideen.
Da erzählte zum Beispiel Holger Wetzel, Autor mehrerer Hundereiseführer, wie er in Hamburger Drogeriemärkten nachfragte, ob er in die Verpackung für „Hundekackebeutelchen“ seine Flyer steckten dürfe – und einige auch ihr okay gaben. Oder wie er Redaktionen so lange ohne Erfolg mit Leckerlis lockte, seine Bücher zu rezensieren, bis er ein müffelndes getrocknetes Rinderohr mit hineinpackte – „da biss die Welt an“.
Marianne Träger von der PR- Agentur C&C schaffte es, ihr „Verführerisches Zypern: eine kulinarische Reise“ so vorantreiben, dass es jetzt sogar in Russisch übersetzt wird. „Ein Weg dazu war, dass wir uns für Awards bewarben und zahlreiche auch gewannen“. Uschi von Grudzinski, Journalistin und Autorin des Romans „Gipfelglück“, der zum großen Teil in einem Osttiroler Hotel spielt, fand in der Hotelbesitzerin und ihrem Verlag gute Kooperationspartner. „Da wurden dann Lesungen organisiert oder ein Wettbewerb: Welche Buchhandlung dekoriert das schönste Schaufenster. Preis: eine Woche im Hotel.“
Wichtig: Kooperationspartner
Cornelia Lohs, Autorin unter anderem mehrerer Stadtporträts, betonte wie wichtig es ist, eine Nische zu finden und besondere Einfälle zu haben. „Mein Buch, ‚111 Orte, die man in Bern gesehen haben muss‚, kommt jetzt in die dritte Auflage. So was gab es vorher einfach noch nicht.“
Auch Reisefotograf und Self-Publisher Holger Leue fand so eine Nische: Er ist gerne auf Schiffen unterwegs, und besonders die MS Deutschland, das ehemalige „Traumschiff“, hatte es ihm angetan. So produzierte er „die Druckkosten waren immens“ einen Bildband nur von einer Reise: „Faszination Südamerika.“
Zielgruppe: Die Gäste an Bord des Schiffes. „Die Reederei zahlte dafür nichts, ich konnte aber Karten in Newslettern auslegen und sie gab einen Gutschein dazu.“ Es sei gut gelaufen, bis die Reederei in Insolvenz ging. „So trank ich am Ende des Projekts halt nur Sekt statt Champagner.“
Nein, reich geworden sei auch er nicht, sagte VDRJ- Vorsitzender Rüdiger Edelmann, Autor der Reiseführer „Märchenhaftes Kassel und Nordhessen“ und „Rhön so schön“ aus der Lieblingsplatz-Serie bei Gmeiner.
„Das werden wohl die allerwenigsten. Wenn man solche Projekte plant, so ist mein Rat, sollte man nicht an das Geld denken, das man damit möglicherweise verdient, sondern in erster Linie mit Spaß und Lust ran.“
© aller Fotos: Nicol Schmidt
Liebe Nicol, das hast Du hervorragend zusammen gefasst. Danke! Kollegiale und herzliche Grüße