Aus dem Alltag einer Reisebuchautorin: 50 Abenteuer bis zum Buch

Journalistin und Buchautorin Cornelia Lohs
Journalistin und Buchautorin Cornelia Lohs

Im neuen, reich bebilderten Reiseführer „Odenwald – 50 Mikroabenteuer zum Entdecken und Genießen“, der Ende April in der Reihe „Heimat Momente“ bei 360° Medien erschienen ist, geht es um kleine Abenteuer, die quasi vor der Haustür liegen. 

von Cornelia Lohs

Leser lernen im baden-württembergischen, bayerischen und hessischen Odenwald neben historischen Fachwerkstädtchen geschichtsträchtige Burgen kennen, außergewöhnliche Museen, eine Whisky-Destillerie, den zweithöchsten Baum Deutschlands und ein verschwundenes Dorf. Sie begegnen Menschen wie dem Odenwälder Mozart Joseph Martin Kraus, dem Odenwald-Maler Georg Vetter, Nachkriegsarchitekt Egon Eiermann und dem Raubacher Jockel. Erfahren, was Queen Victoria und Prinz Philipp, der verstorbene Gatte von Königin Elizabeth, mit dem Odenwald verbindet und wo die Hunde von Zar Alexander II. begraben sind – etwas Trivia muss sein! Außerdem staunen sie über einen Galgen aus dem Mittelalter, die Höhle eines Eremiten und finden heraus, was hinter gewissen Redewendungen steckt. Nach jedem Text folgt ein Infokästchen mit Lage, Anfahrt, Öffnungszeiten und Tipps zu weiteren Aktivitäten. 

„50 Mikroabenteuer im Odenwald? Kein Problem“, dachte ich, als die Anfrage im letzten Sommer kam. Schließlich ist das Mittelgebirge Teil meiner Heimat. Ich wohne in Heidelberg vor den Toren desselben, und im Reiseführer schreiben war ich mit damals 18 Büchern innerhalb von fünf Jahren auch keine Anfängerin mehr. Die Recherche würde ein Leichtes sein. Die Ziele lagen eine halbe bis höchstens eineinhalb S-Bahn-Stunden entfernt, da könnte ich locker drei Mikroabenteuer am Tag schaffen. 

Sommerhitze

Die Realität sah dann aber anders aus. Im August war es mit bis zu 40°C Tagestemperaturen zu heiß, um das Haus zu verlassen. Zudem war ich noch an ein anderes Projekt gebunden. Im September ging es im Neckar-Odenwald-Kreis flott voran, und in den Wochen darauf entdeckte ich die obligatorischen Sonntagsausflugsziele meiner Kindheit neu: Amorbach im bayerischen Odenwald, Beerfelden, Erbach und Michelstadt im hessischen Odenwald. Mit im Schlepptau Pat, mein amerikanischer Ehemann, der erst seit 2014 in Deutschland lebt und gar nicht verstand, dass ich ihm diese idyllischen Fachwerkstädtchen in den vergangenen sechs Jahren „vorenthalten“ hatte. Amorbach und Michelstadt waren natürlich viel zu schön, um nur einen Tag dort zu verbringen, also übernachteten wir zwei Nächte hier, zwei Nächte dort.  

Als leidenschaftlicher Geschichtsfan brachte ich Stunden damit zu, die Vergangenheit des jeweiligen Ortes oder Gebäudes zu erforschen, denn ich finde, nur die Geschichte, die sich hinter einem Ausflugsziel versteckt, macht dieses auch tatsächlich interessant. 

Den westlichen Teil des hessischen Odenwaldes kannte ich – bis auf Darmstadt – fast gar nicht. Umso spannender war es, diese Region auf Tagesausflügen zu erkunden.

Hatten mir im Oktober noch Regentage einen Strich durch die Rechnung gemacht, war es im November der Lockdown. Zu vielen Sehenswürdigkeiten hatte ich nun keinen Zugang mehr, andere fielen weg, weil eine Kaltrecherche schlichtweg nicht möglich war. Und so kam es, dass ich immer wieder neue Mikroabenteuer suchen musste. Abgabetermin für das Manuskript war der 15. Dezember. Ich bat um eine vierwöchige Verlängerung. 

Winterkälte

Nach Weihnachten war ich an einem Punkt, an dem ich dachte, das Buch würde nie fertig werden, denn wieder waren drei Mikroabenteuer weggefallen. Auf WhatsApp sandte ich einen Hilferuf an meine Odenwälder Cousinen, die mir prompt ein paar verborgene Orte vorschlugen, von denen ich noch nie gehört hatte. In der Winterkälte waren Recherche und Fotografieren vor Ort natürlich nicht so toll. 

Anfang Januar fehlten noch immer vier Mikroabenteuer, und ich nahm notgedrungen Orte auf dem Heiligenberg und Königstuhl mit auf. Heidelberg selbst liegt zwar nicht direkt im Odenwald, unsere beiden Hausberge, auf die ich jeden Tag durch die Fenster unserer Altstadtwohnung blicke, aber schon. Das Manuskript wurde in der Nacht zum 15. Januar fertig. Nun stand noch die Auswahl und Bearbeitung der Fotos an. Insgesamt hatte ich um die 1.000 Fotos geschossen und nun die Qual der Wahl. 

Fazit

Als ich das fertige Buch drei Monate später in den Händen hielt und darin blätterte, dachte ich, was ich immer denke, wenn ich einen meiner Reiseführer zum ersten Mal gedruckt sehe: „Er sieht so mit Leichtigkeit geschrieben aus“ … dabei schrieb ich manchmal 15 Stunden am Tag, saß mitunter eine Ewigkeit am jeweils ersten Satz. Denn wenn der nicht sitzt, kann ich nicht weiterschreiben und lösche Texte oft komplett, weil sie mir plötzlich nicht mehr gefallen. 

Über die Autorin

Cornelia Lohs ist vor den Toren des Odenwalds aufgewachsen und lebt heute in Heidelberg. Durch zahlreiche Reisen durch die Republik Irland und Nordirland und ein stark ausgeprägtes Interesse an der irischen Geschichte entwickelte sie sich mehr und mehr zur Irland-Expertin. Ausgebremst durch die Corona-Pandemie, hat sie sich auf die Spuren ihrer Kindheit begeben und diesen Reiseführer geschrieben. Cornelia Lohs arbeitet als freie Journalistin und Reisebuchautorin und veröffentlicht ihre Texte beständig in deutschsprachigen Medien.

Reiseführer Odenwald – Cornelia Lohs
Reiseführer Odenwald – Cornelia Lohs

Odenwald  HeimatMomente – 50 Mikroabenteuer zum Entdecken und Genießen

Taschenbuch: 256 Seiten, 180 Fotos, 7 Karten
Format: 16,5 x 11,5 cm
Verlag: 360° medien; 1. Auflage (April 2021)
ISBN: 978-3-96855-076-3

 

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