Trends wie den Lost Places so gekonnt nachzugehen und das Kopfkino zu starten ist eine besondere Auszeichnung wert.
von Rüdiger Edelmann
Ein brutal auf einem bulgarischen Berg stehendes, siebzig Meter hohes Denkmal für die kommunistische Partei in den Zentrum eines Reiseberichts zu setzen, bedarf eines gewissen Muts. – Die Frage aber, warum man zu einem verlorenen Ort, einem Lost Place pilgert, ist schon sehr individuell. Eventuell wäre der Beitrag von Johannes Marchl für die BR2 radioReisen gar nicht entstanden, hätte sich der Autor nicht von seinem sehr guten Freund Tom Datzel zum Trip in Richtung Bulgarien und zum politischen Schrein überzeugen lassen.
Da steht es nun vor den Beiden. UFO, ist selbst Tom, dem Professor für Restaurierung an der TU in München, als Erstes in den Sinn gekommen. Die guten Freunde über mindestens ein halbes Leben machen sich an die Entdeckung des Raumschiffs Enterprise aus Beton inklusive eines 70 Meter hohen Turms mit einem roten Stern. Sieben Jahre gebaut, knapp neun Jahre als Versammlungszentrum genutzt, 1989 dem Verfall überlassen. Lost Place in Perfektion.
Der Rundgang durch Buzludza, ist für Bulgaren vermutlich mehr als der Besuch eines vergessenen Platzes und folgerichtig gibt es die Begegnung mit Architektin und Multitalent Dora Ivanova, die sich seit fast 10 Jahren für den Erhalt einsetzt. Sie hat dafür eine Stiftung gegründet.
Beim Rundgang ist man akustisch dicht dabei, bekommt eine sehr genaue optische Vorstellung. Ob sie stimmt? Egal, das Kopfkino läuft.
100 Experten aus 8 Ländern beschäftigen sich heute mit dem Koloss und versuchen zu retten, was zu retten ist. Unser Autor hat einen großen Vorteil. Zusammen mit Dora darf er ins Innere. Das bleibt den Besuchern des Lost Place „Buzludza“ verwehrt. Zu gefährlich. Als Vorbereitung für den Besuch auf dem fast 1.500 Meter hohen Berg, ist diese Reportage gewissermaßen Pflicht. Und wer nicht fährt wird akustisch in den Bann gezogen und sprachlich auch noch gut unterhalten. Perfekt!
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