Klein und doch so groß: Luxemburgs Hauptstadt

Foto: Heidi Diehl

Zur Vorbereitung unseres Jahrestreffens gehört auch die touristische Recherche vor Ort. Ein Vorgeschmack auf einige Hauptstadtattraktionen

von Heidi Diehl

Luxemburg – ein „großer Zwerg“

So klein und doch so groß. Gerade mal 81 Kilometer erstreckt sich das Land von Nord nach Süd, und von West nach Ost sind es knapp mal 55 Kilometer.

Territorial gewissermaßen ein Zwerg, doch Größe macht es bekanntlich nicht allein.

Menschen aus 170 Nationen leben in Luxemburg friedlich zusammen, etwa die Hälfte der rund 645 000 Einwohner haben einen ausländischen Pass. „Lëtzebuergesch“, die Muttersprache der „echten“ Luxemburger hört man nur selten beim Bummel durch die Gassen der Stadt, vielmehr ein babylonisches Sprachgewirr. Untereinander verständigt man sich zumeist auf Französisch, das neben Luxemburgisch und Deutsch eine der drei offiziellen Amtssprachen des Landes ist.

2,5 Quadratkilometer Hauptstadt

Machen wir uns auf den Weg, die Hauptstadt des Landes zu erkunden. Einen Tag haben wir Zeit, nicht viel für das „Global Village“ – aber mit 2,5 Quadratkilometern Ausdehnung dürfte es wohl zu machbar sein, sich einen ganz guten Überblick zu verschaffen.

Denkste! Um es vorwegzunehmen, am Abend sind wir fix und fertig und brauchen den einen oder anderen Crémant, um auch noch ein bisschen das Nachtleben auf uns wirken zu lassen. Da hatten uns unsere Beine bereits rund 15 Kilometer durch die Geschichte dieser ganz besonderen Stadt getragen.

Der „Europäische Balkon“

Als Startpunkt der Tour wählen wir den „schönsten Balkon Europas“, die Corniche.  Von den im 17. Jahrhundert durch Franzosen und Spanier errichteten Wällen hoch über dem Alzette-Tals aus hat man den besten Überblick über die Stadt. Und das gleich auf mehreren Ebenen: unten das geschwungene Flusstal der Alzette, in der Mitte die historischen Kasematten, ein im 17. Jahrhundert von den Spaniern angelegtes kilometerlanges unterirdisches Verteidigungssystem, ganz oben auf dem Kirchberg-Plateau das supermoderne Büro- und Finanzzentrum aus Glas- und Stahlbauten.

Mit dem gläsernen Lift kommt man bequem von der Oberstadt ins Pfaffenthal – Foto: Heidi Diehl

Oben starten – von unten erkunden

Wir beschließen, die Stadt von unten nach oben zu erkunden, entscheiden uns deshalb zunächst für den bequemsten Weg des Abstiegs und nehmen den 2016 eröffneten gläsernen Panorama-Lift, der uns für lau in nur 30 Sekunden vom der Oberstadt in den 71 Meter tiefer gelegenen Stadtteil Pfaffenthal bringt.

Pfaffenthal – Foto: Heidi Diehl

Früher war das typische Arbeiterviertel nicht unbedingt vorzeigbar und schon gar keine Adresse, die man Touristen empfohlen hätte. Das hat sich in den letzten Jahren sehr geändert. Das Pfaffenthal gilt heute als hipp. Es gibt viele nette Kneipen in den schmalen Straßen und auch die Jugendherberge sorgt für junges Leben.

Eisenbahnviadukt im Pfaffenthal – Foto: Heidi Diehl

Wir queren den Fluss, bummeln ein bisschen durch die Straßen, unterqueren das imposante Eisenbahnviadukt und finden uns nach wenigen Schritten mitten in einem Dschungel wieder.

Gerade noch in der Stadt und schon im „Dschungel“ – Foto: Heidi Diehl

Gerade noch mussten wir auf Fahrzeuge achten, jetzt ist nur noch Vogelgezwitscher in dem dichten, grünen Pflanzengewirr zu hören. Ansonsten herrscht absolute Stille. Ein einsamer Wegweiser hinauf auf den Kirchberg lässt erahnen, dass wir uns noch mitten in der Stadt befinden. Steil führt der Pfad hinauf, ab und an schimmert die Sonne durchs dichte Blätterwerk, irgendwann wir sehen wieder „Land“. Am Ende des „Tunnels“ lichtet sich der Dschungel und gibt den Blick frei auf das historische Fort Thüngen im Park „Dräi Eechelen“, eine gewaltige Trutzburg aus dem 17. Jahrhundert. Mit ihren unterirdischen Galerien und Minen entspricht sie noch weitgehend dem Originalzustand der letzten Ausbauphase von 1836/37. Hinter den dicken Festungsmauern erzählt ein Museum allerhand über das Bauwerk und seine Geschichte.

Fort Thüngen – Foto: Heidi Diehl

Mudam

Nur wenige Schritte brauchen wir, um – architektonisch gesehen – vier Jahrhunderte zu überspringen. Denn direkt neben dem Fort Thüngen erhebt sich ein supermoderner Bau, das am 1. Juli 2006 eröffnete Museum für moderne Kunst, kurz Mudam genannt. Das gläserne lichtdurchflutete Gebäude auf dem Kirchberg hat keine ständige Ausstellung, alle paar Monate wechselt sie und bietet Künstlern aus aller Welt eine Plattform. Das Haus ist offen für alle  Richtungen, ob Malerei, Textil-, Skulptur-, Ton- oder Videokunst und bietet ein großes Mitmachangebot für jede Altersgruppe.

Das Mudam – ein lichtdurchfluteter Bau aus Glas und Stahl – Foto: Heidi Diehl

Lange gab es um den Neubau Streit und kontroverse Diskussion, hatten doch viele Angst, dass der hypermoderne Bau des chinesisch-amerikanischen Architekten Ieoh Ming Pei, Teile des Fort Thüngen zerstören werde. Längst sind diese Diskussionen verstummt, „friedlich“ stehen das Mudam und das Fort nebeneinander und ergänzen sich aufs Beste.

Das Mudam ist zum Teil auf Grundmauern des Fort Thüngen errichtet – Foto: Heidi Diehl

Philharmonie

Nur einen Katzensprung entfernt fordert ein weiteres beeindruckendes Gebäude die Aufmerksamkeit ein – die ganz in weiß daherkommende linsenförmige Philharmonie mit ihrer Fassade aus 823 Säulen, jede 20 Meter hoch und 30 Zentimeter im Durchmesser. 2005 wurde sie am Place de l’Europe eröffnet und ist seitdem das „Wohnzimmer“ des Philharmonischen Orchesters Luxemburgs. Die Orgel im großen Konzertsaal übrigens wurde von der renommierten Berliner Orgelfirma Schuke gebaut.

Beeindruckender Bau auf dem Kirchberg: Die Philharmonie – Foto: Heidi Diehl

Altstadt – Kuchen – Großherzog

Am Nachmittag wollen wir die Altstadt auf der mittleren Ebene der Stadt unter die Füße nehmen. Von der Philharmonie bis zur Haltestelle Hamiliusplatz gönnen wir unseren Füßen ein paar Minuten Ruhe und nehmen die Straßenbahn, die wie alle anderen Verkehrsmittel in Luxemburg seit dem 29. Februar 2020 für jedermann  kostenlos ist. Die historische Altstadt gehört seit 1994 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Wir schlendern durch die alten Gassen, bewundern schöne Fassaden und Geschäfte, in denen noch alte Handwerkskunst lebendig ist und finden dann glücklicherweise einen freien Tisch auf der Terrasse des legendären „Chocolate House“ gegenüber dem Großherzoglichen Palast, der als ein Symbol für Luxemburgs Unabhängigkeit gilt.

Bei Kaffee und Kuchenstücken, die einen ausgehungerten Riesen satt gemacht hätten, schauen wir dem bunten Treiben auf dem Krautmarkt zu und haben Zeit genug, den Palast ausführlich zu betrachten. Im 16. Jahrhundert ließ Graf Peter Ernst I. von Mansfeld, ein Deutscher aus der Nähe von Wernigerode, es als Rathaus errichten. Dabei stillte er wohl Sehnsüchte nach seiner Heimat, denn Bilder des ursprünglichen Rathauses zeigen große Ähnlichkeiten mit dem Rathaus von Wernigerode. Im Laufe seiner 450-jährigen Geschichte wurde das Gebäude mehrfach umgebaut und erweitert und ist seit 1890 die Stadtresidenz des Großherzogs von Luxemburg. Dieser allerdings lässt sich an diesem Tag nicht blicken.

Am Krautmarkt: Der Großherzogliche Palast – Foto: Heidi Diehl

Luxemburg auf den „Grund“ gehen

Nach solchen Kuchenportionen drängt es uns, noch ein paar Schritte zu laufen. Wir folgen einem Wegweiser zum „Grund“, einem Stadtteil auf der unteren Ebene. Also wieder abwärts. Auf ein paar Kilometer mehr oder weniger in den Beinen kommt es nun auch nicht mehr an. Was für ein Kontrast zum quirligen Leben in der Altstadt. Der Weg führt durch enge, kopfsteingepflasterte Gassen, über eine uralte steinerne Brücke, vorbei an blühenden Gärten entlang des Flusses zur Abtei Neumünster mit der Johanniskirche. Ursprünglich ein Benediktinerkloster, wurde es, wie alle anderen Klöster 1796 durch die französischen Revolutionsbehörden säkularisiert und somit enteignet.

Die ehemalige Abteil Neumuenster – Foto: Heidi Diehl

Ab 1869 bis 1984 war das Gefängnis der Stadt Luxemburg in der einstigen Abtei untergebracht. Danach stand das gesamte Areal leer und verfiel, bis 1994 begonnen wurde, es zu restaurieren. Seit 2004 ist die Abtei Neumünster ein internationales Kulturzentrum, in dem mehr als tausend Veranstaltungen jährlich stattfinden. Am Fluss erinnert heute ein Denkmal an die Fischer, Weber, Färber und Walker, die einst hier ihrem Handwerk nachgingen.

Freiluftgastronomie vom Feinsten – Foto Heidi Diehl

Die Sonne, die uns den ganzen Tag begleitet hat, verschwindet langsam. Es wird Zeit für den Aufstieg zur Oberstadt, wo wir den Tag in einem der vielen Freiluftrestaurants ausklingen lassen. Mit einen kräftig moussierenden Crémant aus Luxemburg stoßen wir auf einen gelungenen Tag an, voller Vorfreude auf unseren nächsten Besuch in dieser schönen Stadt.

Foto: Heidi Diehl

Touristische Infos:

Willkommen in Luxemburg

Luxemburg – Die Hauptstadt

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