Nach einer intensiven Diskussion auf der Mitgliederversammlung hat die Vereinigung Deutscher Reisejournalisten (VDRJ) am Samstag entschieden, die Hauptversammlung 2017 in Papenburg durchzuführen. Einer der Hauptanziehungspunkte der niedersächsischen Stadt ist die Meyer-Werft, die eine der weltweit führenden Konstrukteure für neue Kreuzfahrtschiffe ist.
Knappe Entscheidung
In einer knappen Entscheidung fiel damit auch die Entscheidung gegen den zweiten Bewerber, die sächsische Hauptstadt Dresden. An der touristischen Attraktivität der Stadt besteht kein Zweifel. Viele Delegierte lieben Dresden und hätten sich über eine Ausrichtung dort gefreut. Eine Verortung in Dresden erscheint mir zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber als falsches Zeichen. Wenn sich Reisejournalisten in ihren Arbeiten für Völker-Verständigung einsetzen, für die Lust, Fremdes zu entdecken und für das vorurteilsfreie Akzeptieren anderer Kulturen durch Überwindung von Klischees, dann sind die jüngsten Ereignisse zum Tag der Einheit und die rassistische Provokation durch die Pegida-Bewegung nicht dazu angetan, sich aktuell für Dresden zu entscheiden. Wir haben zu undemokratischen Prozessen im Ausland Stellung bezogen. Vorkommnisse im eigenen Land dürfen, auch deshalb, nicht ignoriert werden.
Keine Sippenhaft
Ich weiß, dass Dresden nicht in Sippenhaft genommen werden darf durch eine aggressive Teilmenge ihrer Bewohner. Ich vermisse aber seit Monaten ein langfristiges, deutlich sichtbares Zeichen der Auflehnung vieler anständiger Bürger gegen die Pöbeleien, die am 3. Oktober einen Höhepunkt erreichten. Die Stadt muss sich aus der rechtsradikalen und rassistischen Ecke befreien, in die sie durch Pegida gestoßen wurde. Das zu fördern durch ein Zeichen, war das Interesse einer großen Zahl von VDRJ-Delegierten. Dieses Zeichen heißt ganz klar: Sobald Dresden wieder für uneingeschränkte Gastfreundschaft steht, nicht nur gegenüber zahlenden Touristen, freuen wir uns darauf, die Stadt zu besuchen und über sie berichten. Das Zeichen soll die Stadt und insbesondere die Mitarbeiter ihrer Tourismusorganisation unterstützen im schwierigen Kampf gegen undemokratische und fremdenfeindliche Hetze.
Man mag trefflich darüber streiten, ob es auch die Alternative gegeben hätte, durch die Anwesenheit in Dresden dieses Zeichen zu setzen. Die aktuell geführte Diskussion im Kreis unserer Mitglieder belegt, für mich, aber schon jetzt, dass der Aufmerksamkeitscharakter der Entscheidung mehr bewegt, als eine PRO-Entscheidung, deren eventuell gute Absicht, bis zum Oktober 2017 in Vergessenheit geraten wäre.
Eine gute Entscheidung
Ja, es gibt zwei Meinungen. Wir haben unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Pro und Contras abgestimmt. Die knappe Mehrheit hat sich dafür entschieden, Papenburg als nächste Tagungsdestination auszuwählen. Demokratisch gefallene Entscheidungen sollten wir akzeptieren. Ich persönlich bin sicher, dass wir eine gute Entscheidung getroffen haben.
Be the first to comment