Ein Thema, zwei Erfahrungen: Pressereisen in ungewöhnlichen Zeiten – Teil 1

Alles startklar; Die virtuelle Pressereise nach Gut Panker kann losgehen – und wird am Ende sogar doch noch „in echt“ die Sinne ansprechen, einer pünktlich zugestellten „Flaschenpost“ sei Dank. (Foto: Heidi Diehl)
Alles startklar; Die virtuelle Pressereise nach Gut Panker kann losgehen – und wird am Ende sogar doch noch „in echt“ die Sinne ansprechen, einer pünktlich zugestellten „Flaschenpost“ sei Dank. (Foto: Heidi Diehl)

Alle geplanten Pressereisen fielen ab März dieses Jahres dem Lockdown im Zuge der Corona-Pandemie zum Opfer. Doch eine am 7. Mai ins Gut Panker nach Schleswig-Holstein fand trotz strengster Reisebeschränkungen dennoch statt, wenngleich ganz anders als geplant – virtuell statt real. Ein Erfahrungsbericht vom Schreibtisch.

Von Heidi Diehl

Was pack ich ein, wann fährt mein Zug, wie wird das Wetter? All diese Fragen waren für diese Gruppenpressereise ohne Bedeutung. Wichtig war allein, pünktlich am Treffpunkt der Reise zu sein und die vorab vom Veranstalter, der Agentur Wilde & Partner Communications im Auftrag des Einladers, der Unternehmensgruppe Prinz von Hessen, zugeschickte Flasche Sekt gut gekühlt und griffbereit zu haben. Sie würde noch ihren großen Auftritt bekommen – doch dazu später.

Der Treffpunkt war nicht zu verfehlen: 16 Uhr am blühenden Rapsfeld vorm Gut Panker mit Reiseleiter, Moderator und Agenturchef Jens Huwald. Also Rechner an, ein Klick per Zoom und alle waren pünktlich vor Ort: Acht Journalistinnen aus Deutschland und Österreich ebenso wie Gastgeber Landgraf Donatus von Hessen sowie seine Mitarbeiterin Tina Groth-Müller wurden von Jens Huwald vor blühender Kulisse begrüßt.

Freudiges Hallo am Bildschirm

Nach kurzem Bekanntmachen oder freudigem Wiedersehen, ganz so wie man es vor Ort getan hätte, ging die einstündige Entdeckungsreise los. Per Drohnenflug über das 500 Jahre alte denkmalgeschützte Gut Panker, mit seinem mitten in einem weitläufigen Park gelegenen barocken Herrenhaus und einem der ältesten Trakehner-Gestüte Deutschlands, verschafften wir uns einen ersten Überblick über die reizvolle Region in der Holsteinischen Schweiz, dem größten Naturpark Schleswig-Holsteins. Der aus Frankfurt am Main zugeschaltete Landgraf erzählte ein wenig über das Gut, das seit 1808 in Familienbesitz ist und heute sowohl Privatwohnsitz als auch ein beliebtes Ziel für Ruhesuchende und Gourmets sowie ein Gestüt mit lebendiger Landwirtschaft ist.

Ob Gestüt, Gutshaus oder Küchengarten, die virtuelle Pressegruppe wird unterwegs überall hin mitgenommen und kann live mithören, aber auch Fragen stellen. Zusätzlich ist der Chat allzeit bereit. (Foto: Heidi Diehl)
Ob Gestüt, Gutshaus oder Küchengarten, die virtuelle Pressegruppe wird unterwegs überall hin mitgenommen und kann live mithören, aber auch Fragen stellen. Zusätzlich ist der Chat allzeit bereit. (Foto: Heidi Diehl)

Der Rundflug endete vor der „Ole Liese“, einem Gebäudeensemble aus dem 18. Jahrhundert, in dem sich heute ein Gästehaus mit 23 Zimmern und Suiten und zwei gastronomische Einrichtungen, darunter ein Sternerestaurant befinden. Dort erwarteten uns bereits Birthe Domnick, Gastgeberin in der „Ole Liese“, und ein Kollege vom NDR, die uns durch die Räumlichkeiten und zu interessanten Gesprächspartnern im Gut führten, obwohl ich noch immer „nur“ vor meinem PC saß. Wir plauderten hier mit dem Küchenchef und dort mit dem Leiter des Gestüts. Später servierte uns der Küchenchef Volker Fuhrwerk ein köstliches virtuelles Mittagsmenü und Birthe Domnick machte uns den Mund wässrig mit dem „weltbesten Streuselkuchen“, den Volker Fuhrwerk serviert.

„Gut gestärkt“ stiegen wir noch einmal mit der Drohne auf, um zum Hessenstein, dem höchsten Aussichtsturm der Region zu fliegen, von wo aus wir einen fantastischen Blick in die Weite hatten und noch mehr Lust auf eine wirkliche Reise in den hohen Norden Deutschlands bekamen.

Interaktion „fast“ wie in echt

Hatten wir „unterwegs“ schon Gelegenheit, unsere Fragen per Chat loszuwerden, die zum Teil auch gleich schriftlich beantwortet wurden, so blieb uns am Ende noch Zeit, Fragen an alle Beteiligten zu stellen.

Und bevor wir uns alle wieder auf den „Heimweg“ machten, bekam dann auch die Flasche Sekt aus dem Weingut des Landgrafen, „Prinz von Hessen“, noch ihren großen Auftritt. Virtuell stießen wir auf eine gelungene, wenngleich auch sehr ungewöhnliche Pressereise an und waren uns einig, sie demnächst noch einmal zu machen – dann aber real.

Ein paar Tage später, nachdem wir alle längst wieder im Corona-Alltag und im Homeoffice waren, bedankte sich Birthe Domnick noch einmal bei allen für diese interessante Tour mit einem Gruß aus der gutseigenen Marmeladenproduktion. Fast zeitgleich traf eine E-Mail von Wilde & Partner mit einem Mitschnitt der virtuellen Pressereise, vielen weiteren ausführlichen Informationen zum Gut Panker und verschiedenen Rezepten, darunter auch das vom „weltbesten Streuselkuchen“, ein, das ich – gewissermaßen als Nachbereitung der Pressereise – sofort ausprobiert habe.

Einmaliges Experiment oder neuer Weg?

Für alle war diese Tour ein „Experiment“, wie Jens Huwald sie nannte, und, wie man im Nachhinein sagen kann, ein durchaus gelungenes. Es gab keinerlei technische Probleme, die Leitung „stand“, der Ablauf war schlüssig, und die verbindende Moderation durch Jens Huwald sorgte dafür, dass es eine runde Sache wurde.

Dennoch: Ein neues bzw. Alternativ-Modell für Pressereisen wird es aus meiner Sicht wohl nicht werden. So viel wir auch sahen und hörten, so interessant die Tour auch war – der persönliche Eindruck mit all seinen Sinneswahrnehmungen ersetzte sie nicht. Eine wirkliche Gruppendynamik kam, obwohl wir miteinander sprachen und uns die ganze Zeit auch sehen konnten, nicht zustande. Irgendwie saß eben doch jeder allein zu Hause vor seinem Computer.

Ein eher nebenbei gesagter Satz von Landgraf Donatus von Hessen brachte es auf den Punkt: „Ich hätte nie gedacht, dass Journalisten so diszipliniert sein können.“ Keine Frage, wir „versprachen“ ihm unser wahres Temperament zu offenbaren, wenn wir real zusammen sein werden.

Fühlen, riechen, schmecken, nebenbei Zufallsentdeckungen machen, Hintergründe beim Glas Wein am Abend zu erfahren, sich mit Kollegen und den Menschen vor Ort auszutauschen – all das ist eben nur möglich, wenn man „in echt“ zusammen unterwegs ist. Nur dann kann aus meiner Sicht die Pressereise im Ergebnis auch zu einem wirklich lebendigen journalistischer Beitrag führen. Ein Text aus dem virtuell Erlebten hat bestenfalls die Chance auf eine „lauwarme“ Geschichte. Das wäre mir zu wenig: Es war eine Erfahrung, aber Hinfahren ist durch nichts zu ersetzen.

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