Optimismus trotz schwerer Zeiten. Etat-Gewinne trotz Pandemie. Es gibt PR Agenturen, die sich auch von Corona nicht unterkriegen lassen. Eine von ihnen: uschi liebl PR. Ein Porträt.
Mit Uschi Liebl-Wicksteadt sprach Uschi von Grudzinski
Wir lesen immer wieder von neuen Etat-Gewinnen bei uschi liebl PR. Glückwunsch dazu. Wie schafft Ihr es, in diesen schwierigen Pandemie-Zeiten neue Kunden zu gewinnen? Was könnt Ihr Ihnen bieten?
Ja, wir haben in der Tat in diesen schwierigen Zeiten besonders viele Neukunden gewinnen können. Natürlich sind auch ein paar weggefallen. Die Corona-Krise hat einige unserer Kunden sehr hart getroffen. Aber wir konnten seit August letzten Jahres über zehn neue Etats gewinnen, was für eine kleine Agentur wie die unsere schon überdurchschnittlich viel ist. Ganz besonders in diesen Zeiten. Das war natürlich extrem wichtig fürs Gemüt des Teams. Trotz all der schlechten Nachrichten um uns rum konnten wir uns immer wieder über positive News freuen. Das gab Kraft und Auftrieb. Außerdem sind es auch besonders tolle Kunden, die neu dazu kamen, die sehr gut zu uns passen – von unserer Heimat Bayern bis hin zu schnuckeligen Boutique-Hotel-Eröffnungen in den Alpen oder luxuriösen Malediven-Inseln, die unser Portfolio perfekt ergänzen. Wir waren selbst ein wenig überrascht, wie viele Möglichkeiten sich in diesen schwierigen Monaten aufgetan haben.
Die Kunden kommen fast ausschließlich durch Empfehlung auf uns zu. Ich denke, vielen ist in der schwierigen Zeit noch klarer geworden, wie wichtig gezielte Kommunikation ist, um sich von Mitbewerbern abheben zu können. Ich glaube, die Kunden fühlen sich bei uns gut betreut, weil wir sehr pragmatisch und kreativ sind, schnell und flexibel reagieren und einfach ein verlässlicher Partner sind. Das war in den letzten Monaten wichtiger denn je. Besonders wichtig ist mir immer gewesen, dass wir die persönliche Betreuung in den Vordergrund stellen. Daher werden wir auch weiterhin nicht wachsen nur um des Wachsens willen, sondern nur Kunden annehmen, solange wir sie und die Medien kompetent und individuell betreuen können. Ich will den „Boutique-Charakter“ der Agentur nicht verlieren.
Was waren die größten Herausforderungen in den letzten Monaten, und wie habt Ihr sie zu lösen versucht?
Puh, wo fange ich an? Eine große Herausforderung war (und ist) natürlich, dass die Lage so extrem dynamisch war, Planungen nahezu unmöglich, sowohl agentur-intern als auch in Sachen PR-Arbeit – wie geht es unseren Kunden heute, was kommt morgen, wann und wie sind wieder Pressereisen und Konferenzen möglich? Kann mein Hotelkunde öffnen, ist meine Destination (Hoch-)Risikogebiet? Aber auch die Personalplanung war mehr als schwierig, Erreichbarkeit im Büro versus Home Office, Hygienemaßnahmen, Masken, Filter, Tests… Alles Neuland, das man sich erst erarbeiten muss. Geholfen hat der Austausch mit „Mitbewerbern“, nein, Freunden aus der Branche. Ich habe den offenen Austausch zwischen Agentur-InhaberInnen sehr geschätzt und bin dankbar für die vielen positiven Begegnungen und den gegenseitigen Zuspruch – sei es von Journalistenseite oder von anderen Agenturen. Gemeinsam war es wirklich besser zu ertragen.
Wie sieht Eure Arbeit aus, wenn die „normalen“ Wege – Pressekonferenzen, Pressereisen, Infos zu Angeboten – nicht gangbar sind?
Wir haben sehr schnell andere Kommunikationswege eingeschlagen, wie etwa virtuelle Pressereisen, -konferenzen und -gespräche, die auch sehr gut von den Medien angenommen wurden. Einige unserer Kunden haben dies mit Mailings verbunden – so haben wir für unsere Oberbayern beispielsweise ein virtuelles Weißwurst-Frühstück veranstaltet und für die Bayern ein Edelbrand- und Essig-Tasting, was sehr erfolgreich war – und zumindest ein Versuch von Geselligkeit und Miteinander in diesen einsamen Zeiten. Wir mussten unsere Geschichten noch kreativer erzählen. Und noch mehr auch außerhalb der Reise-Seiten, z.B. mit Hilfe von Personality-Geschichten oder Interviews, die in anderen Rubriken laufen konnten. Wir haben auch durchgehend individuelle Pressereisen geplant und wo immer möglich auch durchgeführt – aber leider natürlich oft auch wieder verschieben müssen. Wichtig war es uns zudem, unsere Kunden, trotz der schwierigen Lage, zu motivieren, weiterhin Anzeigen zu schalten – damit auch die Medien gut durch die Krise kommen. Auch hier haben wir ein gutes Miteinander erlebt.
Was hältst Du von virtuellen Zusammenkünften anstelle von Pressekonferenzen?
Ich bin tatsächlich ein großer Fan von virtuellen Meetings geworden. Warum haben wir das früher nicht schon gemacht? Vor allem mit unseren Fernkunden in den USA, in Singapur oder auf den Malediven ist ein Zoom-Call viel persönlicher als ein normales Telefonat. Insofern empfinde ich die virtuellen Zusammenkünfte durchaus als Bereicherung. Und ganz nebenbei teils auch sehr unterhaltsam – wenn die Katze sich vor die Kamera legt, der Hund im Hintergrund dauerbellt oder die Ehefrau in Unterwäsche durchs Bild läuft (alles passiert)… Ein persönliches Treffen wird die virtuelle Konferenz oder die virtuelle Pressereise aber natürlich niemals ersetzen können. Und ich freue mich jetzt schon von Herzen, wenn dies wieder unbeschwert möglich sein wird.
Wann war eigentlich Eure letzte echte Pressereise und wohin? Und welches wird die erste sein, wenn sich die Zeiten jetzt ein wenig normalisieren?
Unsere letzte Gruppenreise ging im Februar 2020 nach Aspen/Colorado. Da hatte noch keiner geahnt, dass sich daran eine lange Reisepause anschließen wird. Kurz danach begann dann der Spuk. Im Moment denken wir mit einigen unserer Kunden wieder Gruppenpressereisen für den Sommer und Spätsommer an – sei es nach Slowenien, Bayern oder auch nach Budapest zur wirklich spektakulären Neueröffnung des Matild Palace Hotels. Genaue Termine stehen zwar noch nicht fest, aber die Zeichen stehen endlich wieder großteils auf „GO“… Und individuelle Pressereisen organisieren wir im Moment wieder mit Vollgas, vor allem für unsere Nahkunden – aber auch auf die Malediven beispielsweise. Man merkt ganz klar: Es geht wieder los.
Was fehlt Dir in Zeiten wie diesen am meisten?
Langsam geht es ja wieder aufwärts. Ich glaube für Menschen in unserer Branche war es besonders schwer, die Füße still halten zu müssen und nicht regelmäßig die Koffer packen zu dürfen. Ich habe den Tapetenwechsel sehr vermisst, aber auch den Restaurantbesuch und vor allem die Treffen mit Freunden und Kollegen. Man merkt, wie wichtig dieser Ausgleich ist, um die Batterien wieder aufzuladen und dass es auch dem größten Optimisten irgendwann im wahrsten Sinne auf die Nerven geht, wenn die Nachrichten schlecht, das Wetter mies und alle Menschen übel gelaunt sind…
In die Zeit der Pandemie fiel auch Dein 20-jähriges Agentur-Jubiläum. Zeit für einen Rückblick auf 20 Jahre sehr erfolgreiche Selbständigkeit.
– Wer war eigentlich Dein erster Kunde?
Mein erster Kunde war 2001 das Online-Reiseportal travelgate. Damals noch eine ganz exotische Sache! Danach kam gleich der Griechenland-Veranstalter Attika Reisen und die Skidestination Aspen/Colorado dazu – beide Kunden sind mir bis heute, also 20 Jahre lang, treu geblieben.
– Wie lange bleiben Dir Deine Kunden durchschnittlich treu?
Wie gesagt, ich habe Kunden, die mir schon die gesamten 20 Jahre die Treue halten. Wir haben mit den meisten Kunden langjährige Partnerschaften und fühlen uns wirklich als Teil des Teams. Mit vielen Kunden verbinden uns nach so vielen gemeinsamen Jahren auch freundschaftliche Bande. Übrigens bleiben mir auch meine Mitarbeiter glücklicherweise lange treu, was natürlich ebenfalls sehr zur Stabilität unserer Agentur beiträgt.
– Wie erklärst Du Dir Deinen Erfolg?
Ich bin mit Offenheit und Anstand immer gut gefahren. Ich lege Wert darauf, dass die Chemie stimmt – zwischen unseren Kunden und dem Team und auch – ganz wichtig natürlich – innerhalb des Teams. Ich bin harmoniebedürftig und pragmatisch, ich mag mich nicht streiten und nicht ärgern. Ich glaube, es ist wichtig, authentisch zu bleiben und sich nicht zu verstellen. Und uns hilft natürlich die Zusammensetzung des Teams enorm: Meine nun über 25-jährige Touristik-PR-Erfahrung in Kombination mit einem Team aus erfahrenen PR-Managern und jungen Newcomern, die in der Social-Media-Welt zuhause sind, ist einfach ein sehr effizienter Mix.
– Erinnerungen an Highlights?
Die Highlights in den letzten 20 Jahren waren immer die Begegnungen mit den tollen Menschen in unserer Reiseindustrie – vom Journalisten über den Hotelier bis zum Guide oder Busfahrer. Und die vielen außergewöhnlichen Abenteuer, die wir in unserer Branche erleben dürfen, und für die wir so dankbar sein müssen. Für mich z.B. das Skifahren im Champagne-Powder im Winterparadies Aspen, unvergessliche Safaris in Kenia oder Südafrika und spektakuläre Hotel-Opening-Partys, die ich dank unserer großen Hotelpartner wie Marriott und Accor schon erleben durfte. Das alles ist für mich auch nach 20 Jahren Selbstständigkeit noch keine Selbstverständlichkeit, und ich staune noch immer, welchen unvergleichlich tollen Beruf ich ausüben darf.
Ihr habt, so erfuhr ich, die Zeit der Pandemie genutzt, um Eure Büroräume neu zu gestalten. Gab/Gibt es noch mehr Aktionen, mit denen Ihr berufliche Leerläufe versucht habt, zu kompensieren?
Ja, die Büro-Renovierung war für mich ganz wichtig für die Seele – ein symbolischer Neustart und gleichzeitig das Bekenntnis zum Miteinander im Büro. So viele Vorteile das Home Office auch hat, am schönsten und effektivsten ist es doch, wenn man zusammensitzt – vor allem wir in unserer kreativen Kommunikationsbranche. Ansonsten habe ich mir einen charmanten, aber schwer erziehbaren Straßenhund zugelegt – das hat durchaus auch von der beruflichen Misere abgelenkt…
Agentur-Infos
uschi liebl PR ist eine inhabergeführte Agentur in München, spezialisiert auf Travel & Lifestyle PR.
Die Liste der Kunden ist lang, international – und sehr abwechslungsreich, vom Schneeparadies Aspen bis zu den Trauminseln der Malediven, von Luxus bis Outdoor.
Agentur-Inhaberin ist Uschi Liebl-Wickstead.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar