Der Job der Pressesprecherin hat sich verändert, aber „nichts kann persönliche Treffen ersetzen“

Angela de Sando
Angela de Sando (Foto: privat)

Sie gehört zu DER Touristik, wie der Äpplewoi zu Frankfurt. Seit 17 Jahren arbeitet Angela de Sando für den Reiseveranstalter, ist als Head of Communication und Pressesprecherin kompetente Ansprechpartnerin für Reisejournalisten. Aber was macht die Presseabteilung eines touristischen Unternehmens, wenn das Reisen so schwierig wird wie in den letzten anderthalb Jahren? Wie hat Angela de Sando die Zeit der Pandemie erlebt? Was ist ihr jetzt besonders wichtig?

Mit Angela de Sando sprach Uschi von Grudzinski

U. v. G.: Corona, Inzidenzzahlen, Reiseregel-Chaos und kein Ende. Wie hast Du als Teamleiterin und Pressesprecherin von DER Touristik die letzten anderthalb Jahre erlebt?

Angela de Sando: Mein Job hat sich in dieser Zeit völlig verändert. Während früher unsere Reiseangebote im Fokus der Kommunikation standen, dreht sich jetzt fast alles um Einreise- und Ausreiseregelungen, Inzidenzen, Storno- und Umbuchungsmöglichkeiten und Krisenkommunikation.  
Zudem sind uns viele schöne Gelegenheiten weggebrochen, bei denen wir mit Journalisten in den Austausch gehen konnten. Ob Pressegespräche oder -konferenzen, Pressereisen, ITB, Abendessen – nichts kann das persönliche Treffen ersetzen, und ich vermisse diese Formate sehr!

U. v. G.: Wie habt Ihr Partnern im Ausland (Hotels, Guides etc) helfen können?

Angela de Sando: Loyalität gegenüber unseren Partnern weltweit war sehr wichtig. Gemeinsam an Restart-Konzepten zu arbeiten, um unseren Gästen einen schönen und sicheren Urlaub zu ermöglich. Beispielsweise hat unser Krisen- und Sicherheitsteam von Beginn an mit einem Analytiklabor unsere Hotelpartner bei der Entwicklung ihrer Hygienekonzepte vor Ort sehr unterstützt.

U. v. G.: Ich weiß, dass Du Dich für soziale Projekte einsetzt. Die Pandemie hatte gerade in diesem Bereich schlimme Auswirkungen. Kannst Du uns darüber etwas erzählen?

Angela de Sando: In der Tat ist die Situation für sehr viele Hilfsprojekte weltweit eine Katastrophe! Einige von ihnen existieren gar nicht mehr, und Menschen rutschen wieder in Armut, Prostitution etc. ab. Viele tolle Projekte werden nie mehr auf die Beine kommen. Umso mehr freut es mich, dass wir mit unserer DER Touristik Foundation e.V. Hilfsprojekte sowohl 2020 als auch in diesem Krisenjahr weiter unterstützt und unser Engagement fortgesetzt haben. 

Dieses Jahr wird die DER Touristik Foundation e. V. insgesamt 15 Projekte in elf Ländern unterstützen. Zusätzlich zu bereits bestehenden Partnerschaften werden vier neue Projekte in die Förderung aufgenommen. Die ausgewählten Projektpartner engagieren sich mit unserer Unterstützung vor allem in der Ausbildung benachteiligter Jugendlicher, stärken den örtlichen Natur- und Artenschutz und errichten Schulen für Kinder in armen Regionen. Die Projekte befinden sich überwiegend in Asien und Afrika sowie jeweils eins in Europa und in der Karibik. In Sambia, auf Mauritius und auf Barbados ist die DER Touristik Foundation in diesem Jahr erstmals aktiv.

U. v. G.: Wie haben Eure Kunden reagiert? Wie reagieren sie jetzt, wo sich die Lage – zumindest vorerst – entspannt hat?

Angela de Sando: Der Wunsch, zu reisen, ist in diesem Jahr groß. Viele Urlauber mussten im vergangenen Jahr ihre Reise stornieren oder umbuchen. Unsere Buchungseingänge liegen derzeit über den Erwartungen. Das ist eine positive Entwicklung. Aber es gibt auch eine Verunsicherung, weil die Gegebenheiten und die Ein- und Ausreisebedingungen so dynamisch sein können. Der Informationsbedarf ist hoch.

U. v. G.: Wie versucht Ihr, unsicheren Kunden bei den Buchungs-Bedingungen entgegenzukommen?

Angela de Sando: Wir informieren unsere Kunden – und auch die Reisebüropartner, die ja die Urlauber bei der Buchung gut beraten müssen – per SMS, mit Flyern und Podcasts und über unsere Website. Das Wichtigste für die Verbraucher sind in diesen Zeiten Sicherheit und Flexibilität. Deshalb bieten unsere Veranstalter ihnen bei Flugreisen für einen geringen Aufpreis Flexpakete an, die den Gästen eine kostenfreie Stornierung oder Umbuchung bis 14 Tage vor Abreise ohne Angabe von Gründen ermöglicht. Für Autoreisen bieten wir in vielen Hotels Flexoptionen an, die sogar eine kostenfreie Stornierung und Umbuchung bis 5 Tage vor Abreise ermöglichen. 

U. v. G.: Ist ein Anstieg von Urlauben in Deutschland zu verzeichnen? Und, wenn ja (wovon ich ausgehe), welche Art von Reisen werden gebucht?

Angela de Sando: Auf jeden Fall! Der Trend zu Urlaub im eigenen Land hat sich durch die Pandemie verstärkt und setzt sich fort. Auch weitere Ziele mit Eigenanreise sind stark gefragt wie beispielsweise Österreich, Italien und Kroatien, und natürlich der klassische Badeurlaub rund um das Mittelmeer. Verstärkt hat sich zudem die Nachfrage nach kleinen Hotels, nach Naturerlebnissen, nach Urlaub mit viel Privatsphäre wie z. B. Camper-Urlaub, Hausboot-Urlaub und Luxus-Urlaub mit viel Platz und Privatsphäre.

U. v. G.:: Was hast Du persönlich als schlimmste Einschränkung während der Pandemie empfunden?

Angela de Sando: Ich bin ein sehr geselliger Mensch. Daher hat mich der eingeschränkte Kontakt beruflich und auch privat belastet. In meiner Freizeit gehe ich gerne ins Kino, in Konzerte, Museen – das alles hat mir zusätzlich gefehlt. Im Moment genieße ich daher alle kulturellen Möglichkeiten, die Frankfurt so bietet!

U. v. G.: Du liebst das Meer. Du liebst die Wüste. Wohin hat Dich Dein erster Urlaub nach der Corona-Zeit geführt? Was ist Dein nächstes Ziel?

Angela de Sando: Ich bin 2020 mehrfach gereist. Immer mit Bedacht und in ausgewählte Länder mit einer guten pandemischen Entwicklung. So war ich in Griechenland und in den Niederlanden. In diesem Jahr war ich bereits auf Fuerteventura und im Moment plane ich eine Städtereise nach Hamburg.

U. v. G.: Wohin ging Deine letzte berufliche Reise? Sind auch wieder Pressereisen geplant? Und, wenn ja, was sind mögliche Ziele?

Angela de Sando: Meine letzte berufliche Reise führte mich Ende 2019 mit einer Pressegruppe nach Kambodscha. Dort hatte ich auch die Gelegenheit, unser Hilfsprojekt „Smiling Gecko“ zu besuchen, welches mir privat am Herzen liegt. Ich hoffe sehr, dass wir bald wieder Pressereisen planen können – im Moment lässt es leider unsere Kapazität gar nicht zu.

Hilfsprojekt „Smiling Gecko“ – Foto: Angela de Sando
Hilfsprojekt „Smiling Gecko“ – Foto: Angela de Sando

 

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