VDRJ ehrt die besten Reisejournalisten Deutschlands

Columbus_Journalistenpreise

Bereits seit der ITB 2003 ehrt die Vereinigung Deutscher Reisejournalisten die, nach Meinung der Fachjurys, besten Kolleginnen und Kollegen eines Jahrgangs. Als einzige Auszeichnung ist der Columbus-Preis der VDRJ völlig unabhängig von Marketing-Interessen der Auslober und wird von Journalisten an Journalisten vergeben. Das macht ihn so wertvoll in der Branche, die sich nicht selten Häme gefallen lassen muss. Auch, oder vor allem von „Kollegen“ anderer Ressorts. Wir, die leicht dekadenten Strandtester und Suiten-Detektive, die Landschaftsschwärmer und Schönschreiber… Nun mag da sicher eine gehörige Portion Neid dabei sein bei denen, deren Dienstreisen allenfalls zu irgendwelchen Fußballspielen oder Parteitagen führen. Aber über Reisen zu berichten, so landläufige Meinung, könne ja jeder. Schließlich macht ja auch jeder Urlaub…

Die VDRJ hat sich mit den Columbus-Preisen das Ziel gesetzt, hier gehörig dagegen zu arbeiten. Nicht durch Beleidigtsein, sondern durch praktische Anschauung, wie wir uns Reisejournalismus vorstellen. Zumindest den Bereich, der dem Leser die Welt nach Hause bringt. Die Columbus-Awards sollen deutlich machen, zu welcher Qualität Reisejournalismus fähig ist. Und das geht eben am besten durch einen Wettbewerb.

Foto-Finish bei den Autoren

Zum 13. mal wurden jetzt die Auszeichnungen für die besten Autoren verliehen. Wieder hat die Jury ohne Kenntnis von Medium und Autor puren Text gelesen und bewertet. Eines gleich vorweg: Die Entscheidung im Jahrgang 2014 war ein Fotofinish. Die Jurysitzung glich einem Tauziehen der Worte und Argumente. Ein Hin und Her war es. Ganz wunderbar!

Am Ende stehen drei würdige Sieger, die die zehnköpfige Jury aus insgesamt 56 Einsendungen ausgewählt hat. Das Teilnehmerfeld war dabei bunt wie immer. Im Rennen: Autoren von Süddeutsche Zeitung und Spiegel online über Brigitte und FAZ bis Frankfurter Rundschau, Merian, Zeit und viele mehr. Ein hochkarätiges Teilnehmerfeld, welches das herausragende Standing des Columbus’ unter den Journalistenpreisen einmal mehr unterstreicht.

Am Ende wurde es das Jahr der Wochenzeitung Die Zeit. Gleich zwei Preise räumte die Hamburger Redaktion unter der Leitung von Dorothée Stöbener ab. Doch nicht nur das: Der Vorjahressieger gewann schon wieder! Julius Schophoff sicherte sich mit seiner Reportage „Insel mit Schlagseite“, erschienen in der Zeit, zum zweiten Mal in Folge den Sieg in der Langkategorie (+7000 Zeichen). Dabei war die Recherche auf Giglio alles andere als einfach. Wer wissen will, wie eine Reportage die Kunst des Weglassens zelebriert, um Bilder im Kopf zu erzeugen, sollte die Geschichte in Gänze lesen.

Burkhard Strassmann gewann mit seiner Geschichte „Gründlich eingenordet“, ebenfalls erschienen in der Zeit, den Columbus in der Kurzkategorie (-7000 Zeichen). Die Redaktion hatte das Gefühl, dass der Mensch im Winter etwas Wärmendes bräuchte. So kam es, dass der Autor nach Ostfriesland fuhr, um die dortige Teezeremonie kennenzulernen.

Fabian Herrmann holte sich die Krone des U-30-Preises mit seiner Geschichte „Schwinger-Club“, erschienen im ADAC Reisemagazin. Kam sich der 30-Jährige zu Beginn seiner Recherche noch„völlig fehl am Platz vor“, weil viele seiner Fragen in den Bergen bloß mit einem Achselzucken beantwortet wurden, findet der Schreiber aus München dann doch irgendwann einen Zugang zu den archaischen Ringern.

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Die Film-Teams schrumpfen

Es geht aufwärts – Motto der letzen Ausgabe des Columbus-Magazins und auch passend für die Entwicklung des Filmpreises.  Die positive Entwicklung des letzten Jahres setzte sich erfreulicherweise fort und das sowohl in der Quantität, also der Anzahl der eingereichten Filme, als auch – und noch viel wichtiger – in der Qualität.

Mehr als dreißig Filme konkurrierten um die Preise in den verschiedenen Kategorien wie beste Kamera, bester Schnitt und Innovation. Und natürlich um den Hauptpreis für den besten Reisefilm des Jahres.

Film ist immer Teamarbeit, das honoriert die VDRJ seit letztem Jahr mit Preisen für herausragende Leistungen einzelner Fachabteilungen. Besonders erfreulich dieses Jahr der Wettstreit um den silbernen Columbus in der Kategorie „Beste Kamera“. Technologische Entwicklungen wie Vollformat-Kameras und ferngesteuerte Kameradrohnen lieferten beeindruckende Ergebnisse. Wenn das dann noch mit einer einfühlsamen und poetischen Bildgestaltung zusammenkommt wie bei Marcus Winterbauer und Lars Barthel, dann ist das Zusehen schlicht eine Freude. Die beiden Kameraleute zeichnen verantwortlich für die SWR-Produktion „Elefantenparadies Südindien – die Mahouts von Kerala“ im Rahmen der renommierten Sendereihe „Länder Menschen Abenteuer“.

In der Kategorie Schnitt dann eine Überraschung. Die fast ausgestorbene Form des kurzen Reisefilms meldet sich zurück mit einer kleinen Reihe des Bayrischen Rundfunks. Reporter Christian Limpert ist mit dem Fahrrad unterwegs und seine „Ortsportaits mal anders“ überzeugen mit einer verdichteten Montage, der es gelingt Geschichten amüsant auf den Punkt zu bringen ohne deswegen hektisch oder gehetzt einem Trend hinterhecheln zu wollen.

Nach einer ersten Vorsichtung kristallisierten sich dann die Favoriten für den Hauptpreis heraus und es entwickelte sich ein echtes Kopf an Kopf-Rennen. Leidenschaftlich diskutierte die Jury das für und wider der beiden Kandidaten: „Wien – da will ich hin!“ war für uns alle der vielleicht beste „klassische“ Reisefilm der letzen Jahre. Voller origineller Ideen, filmisch erzählt, klug getextet, präsentiert von einem sympathischen Moderator, der sich selbst nicht zu wichtig nimmt – das ist öffentlich-rechtliches Reisefernsehen wie man es sich wünscht aber in dieser Qualität nur selten sehen kann.

Auch der zweite Kandidat hat uns begeistert. Auf drei Sofas ging es für Couchsurfer Thomas Niemietz durch Mumbai. Eine dreißigminütige Reportage, modern, lebendig und mit dem Mut auch unbequeme Fragen nicht auszusparen. Die Machart völlig anders – schneller, bunter, rotziger – und doch genauso überzeugend. Zwei Top-Filme also, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Am Ende entschied sich die Jury mit hauchdünner Mehrheit für die SR-Produktion aus Wien, die „3 Sofas“ von SWR/1plus erhalten den silbernen Columbus in der Kategorie „Innovation“.

Mehr Infos zu den Filmpreisen finden Sie hier

Überraschung Offener Radio-Kanal

Die zu den Columbus Awards eingereichten 35 Radiobeiträge des Wettbewerbsjahrgangs 2014 haben eine erstaunlich hohe Qualität gezeigt. Ein starkes und engzusammenliegendes Spitzenfeld in Kategorien „Kurz“ (bis 10 Minuten Länge) und „Lang“ (ab 10 Minuten Länge), dann viel Luft nach unten und ganz hinten noch einmal ein Cluster an Beiträgen. Die Zahl der eingereichten Beiträge ist auch in diesem Jahr wieder gestiegen. Das ist sehr erfreulich und liegt auch daran, dass nicht mehr nur die klassischen Reiseredaktionen, sondern auch Wirtschafts-, Wissenschafts- und Politikredaktionen ihre Stücke in den Wettbewerb schicken.

2014 hat darüber hinaus zum ersten Mal der Beitrag eines Offenen Kanals den Weg in den Wettbewerb gefunden. Und das mit einem herausragenden Ergebnis: Die Jury hat den Beitrag des jungen Kollegen Kurt Woischytzky vom Offenen Kanal Nordhausen in der Langkategorie mit dem Sonderpreis Innovation ausgezeichnet.

Selbstredend bietet ein Beitrag eines Offenen Kanals nicht die hochwertige Endqualität eines DLF-Features. Das muss er aber auch gar nicht, wenn der Ansatz fesselt, die Sprache bezaubert, radiophon gespielt wird und der rote Faden einen bis zum Schluss nicht aus der Geschichte „rauslässt“. Die spielerische Freude am Medium Radio würden wir uns von Allen wünschen: Neues zu wagen, denn: Wir sind Journalisten! Und keine Beamten oder Gralshüter ominöser Traditionen der Marke „Das haben wir schon immer so gemacht…“ Wenn es gut gemacht ist, darf es gerne auch mal frech, neu, innovativ mutig sein und beim Offenen Kanal auch noch mal „holpern“.

Gute Beiträge – auch im Reisefunk – haben nach wie vor ihre Berechtigung, sie müssen aber auch auffindbar sein und nicht beliebig im Programmfluss versteckt. Gutes Radio ist auch mit einfachen Mitteln spannend und mitreißend machbar. Man muss es nur dürfen, wollen und manchmal einfach über den eigenen Schatten springen.

Mehr Infos zu den Radiopreisen finden Sie hier.

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