Kategorie Information/Ethik: „Beirut nach der Explosion – auf der Suche nach Hassan“

Hanna Resch sucht ihren Freund Hassan. Er lebt in Beirut – Schauplatz der katastrophalen Explosion am 4. August 2020 (im Bild der zerstörte Hafen, wo sie früher ganz in der Nähe wohnte). Als er nicht auf ihre Whatsapps reagiert, macht sie sich auf den Weg nach Beirut und trifft alte Bekannte, die mitten in Trümmern vor einem schier unmöglichen Neuanfang stehen. (Foto: Hanna Resch)

Eine Reportage aus dem zerstörten Beirut: Hanna Resch setzt sich kurz entschlossen in den Flieger. Sie sucht ihren Freund Hassan in der libanesischen Hauptstadt – Schauplatz einer katastrophalen Explosion im letzten August. Hassan reagiert plötzlich nicht mehr auf ihre Nachrichten. Hanna möchte ihn suchen, sehen wie es ihm geht. In zerstörten Stadtvierteln trifft sie alte Freunde, die um Hoffnung und einen Neuanfang kämpfen. Kurz: Hier kommt man einer fremden Welt ganz nah.

Von Thomas Radler 

Die für den BR in der Reihe „#NEUSTART“ (ein Projekt von BR Kontrovers und BR24) entstandene Reportage „Beirut nach der Explosion – auf der Suche nach Hassan“ der beiden Filmemacherinnen Hanna Resch und Anne Brier ist ein in vielerlei Hinsicht außergewöhnlicher Film. Radikal subjektiv erzählt er eine persönliche Geschichte, ohne dabei (wie in vielen, im Netz veröffentlichten Influencer-Filmen mit ähnlich persönlicher Erzählhaltung) die eigene Person mehr oder minder eitel in den Vordergrund zu stellen. 

Im Gegenteil: Bei Hanna Resch vermittelt sich in jedem Moment, in jeder Einstellung, dass es ihr nicht um sich selbst, sondern um die Menschen, ihre Freunde vor Ort in Beirut geht, wo sie selbst einige Jahre gelebt hat. 

Diese Nähe zu den handelnden Personen schafft eine außergewöhnliche Nähe und Intensität, die uns Zuschauern eine Geschichte sehr viel näher bringt als alle Info-Schnipsel die wir zuvor in den Nachrichtensendungen dazu sehen konnten. 

Und auch handwerklich ist dieser Film sehr gut gemacht. Die Kamera ist immer nah bei ihren Protagonisten, die Montage verwebt die einzelnen Erzählstränge zu einem dichten Portrait einer Welt, in der die Menschen mehr denn je um ihr Überleben kämpfen. Und Hanna Resch gibt ihnen im Rahmen ihres bewegenden Films den Raum, von sich zu erzählen. Entstanden ist eine Reportage im Spannungsfeld von Trauer, Wut, Verzweiflung und doch immer wieder aufscheinender Hoffnung, die uns alle in der Jury berührt und beeindruckt hat. 

Der Film ist auf YouTube verfügbar.

Die Reportage „Beirut nach der Explosion – auf der Suche nach Hassan“, ausgestrahlt im September 2020 im BR als 1. Teil der Reihe „‘NEUSTART“, wurde mit dem Columbus Filmpreis 2020 in Silber in der Kategorie Information/Ethik ausgezeichnet. Mehr zum diesjährigen Filmpreis-Jahrgang und der Arbeit der Jury finden Sie hier.

Hanna Resch (re.) und Anne Brier (Foto: BR/Johanna Schüler, privat)

Dieser und alle weiteren ausgezeichneten Beiträge der Columbus Journalistenpreise der VDRJ für das Erscheinungsjahr 2020 für Text, Radio sowie Film sind hier auf einen Blick zum Nachlesen, Reinhören und Anschauen online verfügbar.

Wir danken den Sponsoren der Columbus Filmpreise 2020
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