Gerade Auszeit? Nein, Lernzeit!

Nur keine falsche Scheu und Scham: Bei der Agentur für Arbeit gibt es viele nützliche Hilfen, zum Beispiel den Bildungsgutschein. (Foto: Ingo Busch)
Nur keine falsche Scheu und Scham: Bei der Agentur für Arbeit gibt es viele nützliche Hilfen, zum Beispiel den Bildungsgutschein. (Foto: Ingo Busch)

Teilnahmegebühren, Reisekosten, Verdienstausfall: Weiterbildung kostet. Woher nehmen, wenn die Einnahmen situationsbedingt womöglich eher gering sind, man aber endlich die Zeit hätte? Denn an Interesse scheitern Fortbildungen eher selten, meist sind es die Umstände. Doch es gibt Fördermöglichkeiten, allen voran der Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit.

Von Sonja Sahmer

Ob neue Themen oder spezielle Sachgebiete, erweiterte Technik- und Programmkenntnisse oder die Digitalisierung – freie Journalisten, angestellte Redakteure und PR-Berater müssen heute mehr können als gute Geschichten schreiben oder ansprechende Pressemeldungen texten. Vieles kann man sich mit Learning by Doing beibringen, manches wird durch Inhouse-Schulungen abgedeckt. Etliches erlernt sich jedoch fundierter mit einer anerkannten Weiterbildung, die sich nicht zuletzt auch in der beruflichen Vita gut macht.

Wer sich fortbilden will, muss meist ordentlich in die Tasche greifen, doch es gibt Möglichkeiten der Unterstützung und finanziellen Förderung: Der Bund und die Länder sind hier zu nennen (siehe Sichtkästen), aber eben auch die Agentur für Arbeit und ihre Jobcenter.

Erstmal zum Arbeitsamt

Den Gang dorthin mit einem Stigma zu versehen, ist keine gute Idee. Man sollte ihn nicht scheuen, wenn die Umstände – nicht nur in Folge dieser „infizierten“ Zeiten – nach neuen Wegen und Zertifizierungen verlangen.

VDRJ-Mitglied Ingo Busch zum Beispiel, seit 2009 in seinem Blog Reise-Wahnsinn auf die Themen Flugreisen, Airlines und Hotels spezialisiert, hat sich nicht von Vorurteilen leiten lassen: „Ich habe seinerzeit das Angebot des Bildungsgutscheins wahrgenommen, um mich zur ‚Fachkraft für Datenschutz‘ weiter zu bilden, ein Thema, das mich schon immer interessierte. Zugegeben, ohne die damit verbundene Arbeitslosigkeit hätte ich diesen Schritt vermutlich nicht gemacht. Aber nur so konnte ich meinen heutigen ‚Brötchenjob‘ finden, mit dem ich sehr zufrieden bin – und der mir ermöglicht, weiterhin unabhängig meiner Bloggerleidenschaft nachzugehen.“

Voraussetzungen prüfen

Den Bildungsgutschein erhalten können Arbeitnehmer oder Arbeitslose, bei denen die Weiterbildung notwendig ist, damit entweder „eine Arbeitslosigkeit beendet, eine drohende Arbeitslosigkeit abgewendet oder ein fehlender Berufsabschluss nachgeholt werden kann“. Der Erhalt setzt eine entsprechende Beratung in der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter voraus (bzw. bitte die aktuellen Hinweise in Sachen Corona-Lage beachten), bei der die Erforderlichkeit der Weiterbildung und die Voraussetzungen abgeklärt werden. Entsprechende Termine sind montags bis freitags zwischen 8:00 und 18:00 Uhr gebührenfrei unter 0800 / 4555500 vereinbar – oder per Kontaktformular.

Sind die Hürden genommen, steht einem Erhalt des zeitlich befristeten Bildungsgutscheins nichts mehr im Wege. Er enthält Angaben zu Ziel und Dauer der Weiterbildung, benennt aber keinen konkreten Kurs. Da er auf eine bestimmte Region begrenzt sein kann, sollte das im Hinblick auf medienspezifische Fortbildungen unbedingt angesprochen werden – sonst sind die Auswahlmöglichkeiten unter Umständen sehr begrenzt. Notiert wird auf dem Gutschein auch die Art der Kostenübernahme (etwa Kursgebühren, Fahrtkosten).

Anbieter finden

Die Agentur für Arbeit verweist in der Regel für die Suche nach einem geeigneten Weiterbildungsanbieter auf ihr eigenes Tool KURSNET. Medienrelevante Ausbildungsziele bzw. Suchworte sind dort etwa „Medien-Gestaltung“, „Medienrecht“, „Online-Redaktion/Cross-Media-Publishing“ oder „Social Media“. Filtern kann man die Angebote zudem nach Vollzeit, berufsbegleitend oder Selbststudium/E-Learning/Blended Learning.

Ingo Busch weiß, warum man sich nicht allein darauf verlassen und kreativ an die Suche herangehen sollte: „Man findet dort viele Angebote, aber leider nicht alle. So habe ich seinerzeit meine Weiterbildung zur ‚Fachkraft für Datenschutz‘ nur mit einer Internetsuche nach ‚Bildungsgutschein Datenschutz‘ gefunden. Mein Kurs wurde nämlich im KURSNET nur in Kombination mit Qualitätsmanagement angeboten. Den Solo-Kurs, den ich belegte, konnte man nur durch googlen finden.“

Passgenau suchen

Deutschlandweit bieten schließlich eine Vielzahl an Journalistenschulen und Co. nicht nur auf Medienschaffende abgestimmte Aus-, sondern auch Weiterbildungen an. Vom Online-Seminar bis zum berufsbegleitenden oder Präsenz-Kurs reicht das Spektrum, von denen viele mit anerkannten Zertifizierungen enden. Förderfähige Aus- und Weiterbildung bieten etwa die Freie Journalistenschule Berlin oder das Deutsche Journalistenkolleg Berlin. Eine große Liste an Anbietern hat zum Beispiel der Deutsche Journalistenverband (DJV) zusammengetragen.

Stichwort Weiterbildungscheck

Einige Bundesländer bieten ihrerseits Weiterbildungsschecks an (auch Weiterbildungsbonus, Bildungs- oder Quali-Schecks genannt), die bei zugelassenen Bildungsträgern eingelöst werden können. Die Voraussetzungen für diese variieren: Vielfach richtet sich die wohnsitzabhängige Förderung an sozialversicherungspflichtige Beschäftigte, aber auch Freiberufler und Kleinunternehmer werden bedacht. Für die Förderung gibt es prozentuale Lösungen und/oder Maximalbeträge, meist mit Eigenbeteiligung.

Eine Übersicht bietet z. B. die Bundesländer-Linkliste auf InfoWeb Weiterbildung (IWWB). Eine weitere Anlaufstelle ist das kostenfreie Infotelefon Weiterbildungsberatung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter 0800 / 2017909.

Alternative Bildungsprämie

Selbstständige können eventuell auch die Prämiengutscheine nutzen, die das Programm Bildungsprämie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vorsieht.

Allerdings gilt für diese, dass das zu versteuernde Einkommen nicht höher als 20.000 Euro (bei gemeinsamer Veranlagung: 40.000 Euro) betragen darf – was per Steuerbescheid nachgewiesen werden muss. Damit zielt diese Fördermaßnahme bewusst auf Geringverdiener ab. Interessenten sind bei der kostenlosen Hotline 0800 / 2623000 richtig oder klicken auf die „Häufigen Fragen“ auf www.bildungspramie.info

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