Geschenke und Bestechung – ein Dauerthema. Seitdem auch kleine Geschenke Verdacht erregen, haben viel Reiseunternehmen ihre Presserabatte abgeschafft. Zuletzt strichen auch Condor und TUIfly die (10-%)Rabatte für (Reise)Journalisten. Adé Du schönes Kaviarbrötchen.
Andererseits gibt es aber noch Reisen mit 100 % Rabatt, wenn der Sponsor ein besonderes Interesse an einem Thema hat. Was die Frage aufwirft, ob ein genereller Rabatt für alle Journalisten nicht weniger anstößig ist als das Total-Sponsoring für Reisen im Interesse des Sponsors. Bleibt das Dauerthema, ob Speis‘ und Trank bei Pressekonferenzen nicht auch korruptionsverdächtig sind. Für die Puristen ist es keine Frage, dass die journalistischen Komedonen (vulgo Mitesser) mit Happen und Schlucken in Stimmung gebracht werden. Die Kritik kommt vorrangig von Journalisten, die nicht eingeladen sind. Für die Veranstalter von Presseterminen, zumeist PR-Agenturen und PR-Abteilungen von Unternehmen, geht es jedoch in erster Linie nicht ums „Gutwettermachen“, sondern darum, möglichst viele Journalisten in die Veranstaltung zu locken.
Keine Kritik nach Kaviarbrötchen?
Da spielt es schon eine Rolle, ob die geopferte Zeit sich durch die für das Mittag- oder Abendessen gesparte Zeit kompensieren lässt. Gibt es denn Journalisten, die sich durch ein Kaviar-Brötchen davon abhalten lassen, eine berechtigte Kritik an dem Veranstalter des Pressetermins zu äußern? Ich kenne keinen, der sich so billig vereinnahmen lässt. Ein paar Häppchen und ein Glas zu trinken – das sind Angebote, die ein Gastgeber seinen Gästen normalerweise bietet. Gute Umgangsformen sind bei Pressekonferenzen nicht ausgesetzt. Da können Puristen noch so sehr die journalistischen Komedonen angiften. Gibt es eigentlich Journalisten, die sich für die Einladung zu einer Pressereise vereinnahmen lassen? Eine uralte Streit- und Glaubensfrage. Und mittlerweile auch eine Überlebensfrage.
Wer nicht ausreichend positiv berichtet, wird von den Einladungslisten gestrichen. Wer seine Reisen nicht selbst finanzieren kann und auch keinen Verlag als Zahlmeister hat, kann seinen Beruf praktisch an den Nagel hängen. Wenn das keine Zwangslage für journalistische Unabhängigkeit ist!
Daran ändert auch der Textschwanz nichts, in dem den Lesern mitgeteilt wird, dass das xy-Unternehmen die beschriebene Reise gefördert hat.
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