Ein guter Jahrgang: Die Columbus-Filmpreise 2024

Videopreis-Jury (von links): Till Bartels, Thomas Radler, Jens Stubenrauch, Thorsten Pengel
Videopreis-Jury (von links): Till Bartels, Thomas Radler, Jens Stubenrauch, Thorsten Pengel

Wohin geht die filmische Reise? Dieses Jahr noch stärker als in den Vorjahren in die unendlichen Weiten des Internets. Das hat bei den Bewerbern für den Columbus-Filmpreis viel Kreativiät freigesetzt.

Von Thomas Radler

33 Filme gingen dieses Jahr ins Rennen, einer mehr als im Vorjahr und schnell war klar, dass wir es 2024 mit einem guten Jahrgang zu tun haben. Fast keine Ausreißer nach unten, die Redaktionen und auch die Filmemacher und Filmemacherinnen scheinen immer stärker darauf zu achten, uns nur Filme zu schicken, von denen sie glauben, dass sie auch preiswürdig sein könnten.
Besonders positiv aus meiner Sicht, dass auch Kollegen und Sender mit dabei waren, die sich erstmalig bewarben, darunter zum Beispiel Kabel 1 und Pro7.

Produktionen für die Mediatheken brauchen keine starren Längenrüste

Der Trend, dass die Veröffentlichungen in den Mediatheken für die Sender immer wichtiger wird, hat sich weiter fortgesetzt. Die im Fernsehen notwendigen starren Längengerüste spielen mittlerweile immer weniger eine Rolle. Mussten Filme früher entweder 30 oder 45 Minuten lang sein, ist das im Netz ganz gleich. Und dies ist nicht bloß eine Formalie, denn es gibt den Filmemacherinnen und Filmemachern die Möglichkeit, ihre Filme in genau der Länge exakt so zu gestalten, wie es ihnen aus dramaturgischer Sicht notwendig erscheint. Ein befreiendes gestalterisches Element, das der Qualität der Filme sichtbar guttut. Und es ist wohl kein Zufall, dass Streaming-Giganten wie Netflix das bei ihren Produktionen so schon seit Jahren ganz ähnlich handhaben.

Das Internet als Kreativ-Beschleuniger

Im Netz gibt es auch Raum für spannende formale Experimente wie die WDR-Reihe „Mit Interrail durch Europa“. Als Fernsehproduktion schwer vorstellbar, im Netz ein Hingucker, der reportagiges Miterleben mit einem Cinemascope-Breitwandlook verbindet. Ebenfalls bemerkenswert die MDR-Produktion #hinREISEND, die sich eines Themas annimmt, vor dem Redaktionen oftmals aus Angst vor schlechten Quoten zurückschrecken. Barrierefrei reisen ist das Stichwort, Moderator Tan Caglar sitzt selbst im Rollstuhl und entdeckt die Urlaubswelten Ostdeutschlands aus ganz neuer Perspektive. Das Ganze mit viel Lust am (filmischen) Erleben und ohne jeden erhobenen Zeigefinger, das macht Lust auf mehr. Mal schauen ob Caglar als Moderator im MDR weiter eine Chance bekommt.

Die Preisträger

  • Gold für den besten Reisefilm des Jahres: Der Himmel auf Kufen. Auf Schlittschuhen geht es für NDR-Hanseblick-Reporter Thilo Tautz mit seinem Kameramann Thomas Eichler über den Mälaren.
  • Silberner Columbus Kamera: Abenteuer im Yaguas-Nationalpark. Kameramann Philip Flämig hat zwei große Leidenschaften: Bilder machen und auf abenteuerlichen Reisen unterwegs sein. Diesmal reiste er zu einer entlegenen Forschungsstation, die nur per Boot zu erreichen ist, sechs Tage Anreise von Deutschland über Lima und Iquitos bis in den Yaguas-Nationalpark.
  • Silberner Columbus Info/Ethik: Almanya in Anatolia – Wie deutsch ist die Türkei. Die deutsch-türkische Filmemacherin Candan Six-Sazmaz entdeckt in ihrem neunzigminütigen Dokumentarfilm neue, spannende Perspektiven.

Die Jury

  • Till Bartels (stern.de)
  • Thorsten Pengel (freier Kameramann und Editor, VDRJ)
  • Jens Stubenrauch (rbb)
  • Thomas Radler (Geschäftsführer Filmpreis, ThoRa Film, VDRJ)

Wir danken den Sponsoren des Filmpreises 2024

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