Silber: Ungewöhnlichster Zugang, Patrick Obrusnik, BR

VDRJ Columbuspreis 2017 Radio Preis Silber Ungewöhnlichster Zugang
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„Es gallert und ich fühle mich gut.“

 Die Vereinigung Deutscher Reisejournalisten (VDRJ) verleiht Patrick Obrusnik den „Silbernen Columbus Radiopreis 2017“ für die ungewöhnlichste Herangehensweise bei der Realisierung eines Reisebeitrages 2017: „Auf den Spuren von Prince in Minneapolis“, gesendet in den „radioReisen“ auf Bayern2. Patrick Obrusnik gelingt nach Meinung der sechsköpfigen Jury das Kunststück, seine Hörer für sein ganz persönliches Schicksal einzunehmen und dabei seinen professionellen Reporterauftrag zu keinem Zeitpunkt aus dem Auge zu verlieren. Drei Tage nach dem Tod des Musikers Prince reist er zum ersten Mal nach Minneapolis, um seiner Trauer dort Bahn zu geben, wo sein Idol gelebt und gearbeitet hat.

Patrick Obrusnik auf den Spuren von Prince in Minneapolis. © Patrick Obrusnik

Auf dieser privaten Reise aufbauend, nimmt Patrick Obrusnik seine Hörer nach genau einem Jahr mit auf seine erneute Reise in die USA zu seiner ganz persönlichen Bestandsaufnahme:

© Patrick Obrusnik

Wie hat sich das Leben ohne Prince verändert? Für den Reporter; für Minneapolis; für die zahlreichen, in die Stadt pilgernden Fans und Groupies. Patrick Obrusnik nutzt zu diesem Zweck einen umgedrehten Trichter als geschickten Kunstgriff. Erwartet hätte man, wie das globale Ereignis des Todes eines Musikstars auf die persönliche Ebene heruntergebrochen wird. Der Autor wählt den umgekehrten Weg hebt seine eigene Trauer, seinen persönlichen Schmerz auf eine auktoriale Ebene, so dass Prince und Minneapolis auch für „Nichtfans“ plötzlich interessant werden.

© Patrick Obrusnik

Durch die geschickt mit wie beiläufig eingefangenen und aufgezeichneten Tönen zu einer packenden Collage verwobene Atmo und mit Hilfe passender Musik erzeugt Patrick Obrusnik bei den Mitgliedern der Jury einen im Hörfunk fast schon magisch zu nennenden Impuls: Man muss dranbleiben! Hier hebt die Jury besonders die bestechend präzise Sprache des Autors hervor. Trotz vieler Emotionen driftet Patrik Obrusnik zu keinem Zeitpunkt in eine auch nur ansatzweise kitschige oder verklärende Erzählweise ab.

© Patrick Obrusnik

Bei aller Emotion hält er dennoch die nötige journalistische Distanz zum Objekt seiner Erzählung. Aus der vermeintlichen Not, die meisten Sehenswürdigkeiten vor Ort am Osterwochenende 2017 geschlossen vorzufinden, hat der Reporter auf neugierig machende Weise eine Tugend gemacht; auch die Tatsache, dass er während seines Besuchs in den Paisley-Park-Studios keine Tonaufnahmen machen durfte, hält ihn nicht davon ab, seinen Hörern auf plastische Weise vor geschickt montierter Geräuschkulisse einen Eindruck davon zu vermitteln, wie es im Allerheiligsten seines Idols wohl ausgesehen haben mag. Durch das professionell erzeugte Kino im Kopf weiß Patrik Obrusnik seine Hörer immer an seiner Seite.

© Patrick Obrusnik

Diese fast schon einem Feature gleichende Reportage lehrt Zweierlei: Erstens ist wahren Fans kein Wetter zu schlecht und keine Reise zu weit, um ihr Idol auch nach dessen Ableben noch einmal zu sehen. Und zweitens gewährt das Stück dem Hörer einen gnadenlosen Blick hinter die Kulissen der US-amerikanischen Sightseeing Industrie. Darüber hinaus erfüllt der Gewinnerbeitrag bei all den angewandten kreativen Kunstgriffen auch eine der wesentlichsten Aufgaben einer handfesten Reportage, nämlich zu informieren. Wer sich mit Prince und Minneapolis auskennt, gewinnt weitere Einsichten. Neulinge können schon nach wenigen Minuten des Hörens für sich entscheiden, ob Prince und die nordamerikanische Metropole für sie eine Reise Wert sind.

Für sich betrachtet sowie mit Blick auf die weiteren, in diesem Wettbewerbsjahr eingereichten Produktionen, ist die VDRJ-Columbus-Radiopreis Jury der Meinung, dass Patrick Obrusnik mit seinem Beitrag eine herausragende, kompositorische Leistung gelungen ist.

Holger Wetzel (GF VDRJ Columbus Radiopreis Jury)

Medium: Bayerischer Rundfunk (Bayern 2 radioReisen)

Autor: Patrick Obrusnik

Redaktion: Till Ottlitz

Schnitt: Christine Frey

EA: 23.04.2017

Länge: 14 Minuten

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