Silber – Sprache & Poesie: Im Süden von Frankreichs Norden

Wenn eine Reportage zu Poesie mutiert, ein Ferienziel zum Objekt der Sprache und akustische Moules Frites den Speichelfluss anregen. Dann hört man einen Schuchmann.

von Rüdiger Edelmann

Sprache ist im Wandel. Schnell wird abgewertet, ein Text oder eine Spreche sei nicht mehr zeitgemäß. Beim ausgezeichneten Beitrag ist es anders, urteilte mehrheitlich die Jury.

Eigentlich ist es ja „nur“ eine Reisereportage. Der Autor bewegt sich im Norden Frankreichs, am Ärmelkanal in der Mündungsbucht der Somme. Akustisch wartet eine ornithologische Geräuschorgie. Sprachlich eine Auseinandersetzung mit der Szenerie. Sie endet mit dem Urteil: Dies sei nicht der tiefe Süden, aber „vielleicht ist die Bucht der Somme ja so etwas wie der Süden des Nordens“. Für diese Einschätzung muss man nicht nur Frankreich kennen. Diese Formulierung muss einem auch erst einmal einfallen.

Beobachten und mit Sprache zaubern

Es sind die scheinbaren „Nebenbei-Bemerkungen“, die mein Kopfkino anwerfen: „Der Himmel leuchtet auch nicht tagelang gnadenlos blau, sondern ist apart mit Weiß und Grau gescheckt. Diese Wolken, so leichthändig hat sie sonst nur der Maler Eugène Boudin über Frankreichs Küsten getupft.“ Sprachlicher Impressionismus.

Manfred Schuchmann spart auch nicht mit Information, aber man nimmt sie so leichtfüßig zu sich, wie ein Macarons zum Café au Lait.

Es wächst nicht nur die Sprachempfindung. Es wächst ein Gefühl, meine Sehnsucht nach der französischen Küste, nach Moules-Frites und „Delikatess-Ikebana“ in der Gastronomie. Leicht, poetisch, anziehend.

„So geht Sommerfrische“, fabuliert der Autor: „Sommerfrische im Süden von Frankreichs Norden.“

Manfred Schuchmann

Der Beitrag „Die Bucht der Somme – Im Süden von Frankreichs Norden“ gesendet im „Sonntagsspaziergang“ des Deutschlandfunks wurde mit dem Columbus-Audiopreis 2024 in Silber für Sprache & Poesie ausgezeichnet.

Wir danken den Sponsoren des Audiopreises 2024

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