Die Pflicht zur Zuversicht in schwierigen Zeiten

Laudatorin Anke Pedersen mit Caroline von Kretschmann - Foto: Holger Leue

Transformation verlangt Respekt

Laudatio für Dr. Caroline von Kretschmann, VDRJ-Ehrenpreisträgerin 2023 von Anke Pedersen

Wir, die VDRJ, wollen Caroline von Kretschmann und Ihrem Team im Europäischen Hof Respekt zollen. Respekt für „besondere Verdienste um den Tourismus“.

Besonderen Respekt zollen wir ihr zunächst dafür, dass sie sich in diesem intimen Rahmen in „Heidelbergs Wohnzimmer“ die Zeit dafür nimmt, sie mit dem VDRJ-Ehrenpreis zu auszuzeichnen:

Nachdem sie sich schon im Mai vergangenen Jahres vor mehr als 1.000 Hotelvertretern als „Hotelière des Jahres“ im Europapark feiern lassen durfte und ihr kürzlich vor 80 illustren Gästen aus Politik, Wirtschaft + Kultur die Brillat-Savarin-Plakette für ihre Verdienste um Gastlichkeit + Tafelkultur verliehen wurde.

Für welche Leistungen und Verdienste ehren wir sie?

Nun, ganz einfach. Während der Corona-Pandemie, die für die gesamte Branche – auch für uns Journalisten – existenzbedrohliche Ausmaße hatte, hat Caroline von Kretschmann dem Gastgewerbe, dem Tourismus, eine bis dahin ungehörte Stimme gegeben: in TV-Auftritten und mit ebenso zahlreichen wie weisen wie anregenden Posts auf Linkedin, Facebook, Insta & Co.

Und dies nicht nur innerhalb der Hotellerie, den (Social) Medien und der Politik: Mit ihrer starken Präsenz und Ausstrahlung hat Caroline von Kretschmann ganz neben auch all jene in den Bann geschlagen und inspiriert, die mit Hotellerie und Tourismus normalerweise so gar nichts zu tun haben. Jedenfalls nicht in einem Sinne, der über die Strandbar und das Hotel unter Palmen hinausgeht.

Laudatio am 11. Mai 2023 – Foto: Holger Leue

Wie hat sie das geschafft?

„Ich habe kein Politiker-Bashing betrieben, sondern für die Branche gesprochen“, sagt die Geschäftsführende Gesellschafterin des Europäischen Hof. „Ich bin nicht in die Opferhaltung gegangen, sondern habe gesagt: Wo stehen wir jetzt, wie können wir konstruktiv damit umgehen?“ Kurzum: Im Angesicht von Lockdowns, Hotelschließungen und anderen wirtschaftlichen Zumutungen, hat nicht sie Zeter und Mordio geschrien.

Stattdessen sprach sie von Lösungen, Zuversicht und Zutrauen in die Selbstheilungskräfte der Betriebe und erzielte damit Bewunderung und Mitgefühl – für eine Branche, die es offensichtlich noch ein bisschen härter getroffen hatte als viele andere in dieser so schwierigen Zeit. Dabei immer im Blick hatte CvK ihren Immanuel Kant:

„Auch in schwierigen Zeiten haben wir die Pflicht zur Zuversicht!“

Nun, mehr „positives Role Model“ geht kaum.

Ihre Vorbildfunktion strahlt weit über die Corona-Pandemie hinaus: Statt einer näselnd-arroganten Vertreterin der elitären Luxushotellerie erlebte die Öffentlichkeit eine leidenschaftlich kämpfende, von ihrem Tun und ihrer Fürsorge für ihre Mitarbeiter durchdrungene Frau, die sich auch in ihrer Lebens-, Lösungs- und Führungsphilosophie an Kant orientiert hat: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.“ Man könnte auch sagen: Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es hinaus.

Seit ihrer für sie so unerwarteten Prominenz schallen ganze Symphonien aus diesem Wald hinaus. Sie sind hart erarbeitet: Als Caroline von Kretschmann, gelernte Bankkauffrau, promovierte Betriebswirtin und erfolgreiche Strategieberaterin 2012 wider alle persönlichen Karriere- und Lebenspläne in das Familienunternehmen im Herzen Heidelbergs zurückkehrt, um das Ruder von ihren Eltern zu übernehmen, da tut sie das von Anfang an mit dem Ziel, dieses ehrwürdige Grandhotel in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Ganz in der Tradition ihrer Familie: „Wir agieren Enkelfähig“, lautet die Maxime. „Wir denken nicht in Quartalsberichten, sondern in Generationen.“

Transformation

In der Folge leitet die neue Geschäftsführende Gesellschafterin eine Transformation ein, in der sie sich explizit auf jene Faktoren konzentriert, die Voraussetzung sind für jedweden erfolgreichen Visions- und Transformationsprozess im 21. Jahrhundert: maximale Kommunikation und Kooperation, Nachhaltigkeit und Digitalisierung.

Und anders als viele „Theorie ja, Praxis nein“-Unternehmer, durchdenkt, durchdringt und deklariert Caroline von Kretschmann dieses nach ihrer Überzeugung unerlässliche Reset im Mindset in der Führung nicht nur, CvK lebt die dafür erforderlichen Werte. Völlig anstrengungslos und selbstverständlich! Denn sie besitzt das, was man früher wohl mal als Sekundärtugenden bezeichnete: Respekt und Verantwortungsbewusstsein, Fleiß, Empathie und Bescheidenheit.

Als ein Beispiel sei ihr vielfach als „revolutionär“ bezeichneter Ansatz genannt, nachdem die Mitarbeitenden (im Europäischen Hof) stets an erster Stelle stehen – „noch vor dem Gast und weit vor dem Unternehmen“. Hut ab!

Gründe für die Auszeichnung gibt es genug 

Genügend für die VDRJ, die Revoluzzerin Caroline von Kretschmann als Ehrenpreisträgerin 2023 in die Nachfolge von Persönlichkeiten wie Friedensreich Hundertwasser, Reinhold Messmer, Horst Opaschowski, Horst Rahe, Karl Born und Klaus Läpple zu stellen. Obwohl das mit der Bescheidenheit nicht immer zwingend war und ist.

Natürlich lernen sich die genannten Tugenden nicht nur in der Kinderstube. Respekt, Verantwortungsbewusstsein und Empathie gegenüber anderen Menschen und Lebewesen erfordern nichts weniger als eine innere Haltung und Aufgeschlossenheit. „Herzensbildung“ bezeichnet CvK dies. Natürlich nicht in Bezug auf sich selbst, sondern auf ihre Mitarbeiter. Bescheidenheit ist halt eine Tugend.

Gleichwohl: Für CvK ist es völlig selbstverständlich, den 155 Mitgliedern ihres Teams – vom Zimmermädchen bis hin zum Commis – denselben Respekt zu zollen wie den gut zahlenden Gästen im gemeinsamen „Europ“.

„Vertrauen als Führungsprinzip“ nennt sie selbst diesen Ansatz. Dazu legt sie Wert auf „sinnstiftende Arbeit“ als Teil einer modernen Unternehmenskultur. „Purpose“, wie es heute so schön heißt. Dazu gehöre zum Beispiel auch, Fehler als Lernchance zu interpretieren und niemals arrogant oder abwertend zu sein. „Wichtig ist der Glaube an sich selbst“, betont CvK: „Um wachsen zu können, müssen wir das Zutrauen unserer Mitarbeiter in sich selbst stärken und niemals glauben, es besser zu können.“

Harte Arbeit zahlt sich aus

Klar sei das auch harte Arbeit und angesichts des hart umkämpften Marktes bisweilen auch ein „Ritt auf der Klinge.“ Eine Führungskraft müsse schließlich dauerhaft und permanent vorleben, woran sie glaubt, wofür sie steht. Die Bilanz zeigt jedoch: Es zahlt sich aus!

Fachkräftemangel? Gibt’s nicht im Europäischen Hof!

Nicht nur ist Caroline von Kretschmann Gründungsmitglied der Initiative Fair Job Hotels, die sich 2016 die Förderung und Wertschätzung von Hotelmitarbeitenden auf die Fahne geschrieben hat. Theorie! In der Praxis – also während der Pandemie – hat sie niemanden entlassen im Europäischen Hof. „Stattdessen haben wir einen Kredit aufgenommen.“

Denselben Respekt, respektive Verantwortungsbewusstsein wie für ihre Mitarbeitenden empfindet Caroline von Kretschmann gegenüber der Natur/Umwelt sowie den nach uns folgenden Generationen:

  • Sustainability? In einem Luxushotel? Selbstverständlich und schon lange! Das Nachhaltigkeitssiegel von „GreenSign“ am Hoteleingang ist nur sichtbares Puzzlestück des damit verbundenen Wirkens.

Das WIR

Noch einmal zur Bescheidenheit. Vermutlich wäre diese Tugend die letzte, die man von einer erfolgreichen Multipreisträgerin wie Caroline von Kretschmann erwarten müsste: Abgesehen von den eingangs genannten Auszeichnungen ist sie bereits 2018 zur Ehrensenatorin der Universität Heidelberg ernannt worden, erhielt 2020 die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg und heute nun – last but not least – eine Nachbildung des vermutlich ältesten Wagenrads der Geschichte: den VDRJ-Ehrenpreis.

Doch Ehrungen erwidert sie, ganz bescheiden, grundsätzlich im „Wir“: „Der Weg zum Wir geht über das ich“, lautet einer ihrer Sätze. Daher: „All die Preise sind etwas ganz Besonderes und machen uns auch demütig: So viel Wertschätzung für unseren Weg und unsere Führungsphilosophie. Wir genießen diese große Anerkennung.“

Und das „Ich“, das Ego? „Es ist fast ein bisschen beängstigend, diese ganzen Preise. Ich frage mich jedes Mal wann fliege ich auf?“

Bei ihrer Mission, „die Idee“ weiterzutragen vielleicht und dafür Vorträge auch in Universitäten und auf dem eigenen YouTube-Kanal zu halten? Sicherlich nicht!

Dennoch schlummert da noch ein Wunsch in Caroline von Kretschmann. Der Wunsch nach etwas noch Bedeutenderem. Noch bedeutender als das VDRJ-Rad? „Über das Bundesverdienstkreuz würde ich mich wirklich freuen“, sagt sie mit verschmitztem Grinsen. „Meine Urgroßmutter hat das bekommen, weil sie den Laden nach dem Zweiten Weltkrieg und nach einer zehnjährigen Besetzung durch die Amerikaner gegen alle Widerstände wieder aufgebaut hat. Mit dem Bundesverdienstkreuz wurde ihre unternehmerische Leistung gewürdigt und dass sie wieder Arbeitsplätze geschaffen und das Hotel erhalten bzw. wieder betrieben hat.“

In diesem Sinne danken wir Caroline von Kretschmann, ihrer Familie und ihrem gesamten Team im „Europ“ für den herzlichen Empfang und wünschen ihnen noch viele weitere Ehrungen und Auszeichnungen – nicht zuletzt als herzlichstes und persönliches 5-Sterne-Stadthotel Deutschlands.

Hotel Europäischer Hof, Heidelberg

Hier finden Sie die Erwiderung zur Laudatio durch Dr. Caroline von Kretschmann.

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