Ehrenpreis 2011 Prof. Horst Opaschowski Thesen & Prognosen

Professor Horst W. Opaschowski Ehrenpreis 2011

Thesen und Prognosen seit 1970

2010 über mehr Selbsthilfe und Volksentscheide

„Es gibt nur zwei Lösungsansätze, wie Deutschland aus dem Dilemma von Politikerverdrossenheit und Parteienkrise herauskommen kann: Sich selber helfen und die Macht zurückverlagern, also mehr Selbsthilfe und mehr Volksentscheide.“

2010 über den Wandel des Wertewandels

„Ein existentieller Einstellungswandel in Zeiten der Wohlstandswende kündigt sich an: Sicherheit wird wichtiger als Freiheit. Das Freiheitspostulat des Grundgesetzes stößt an seine Grenzen, wenn die Grundgeborgenheit großer Teile der Bevölkerung nicht mehr gewährleistet ist.“

2010 über ein neues Wir-Gefühl

„Ein neues bürgerliches Wir-Gefühl entwickelt sich – nicht nur zu Zeiten einer Fußball-WM, sondern auch in Wirtschaft, Politik, Medien und Kultur.“

2010 über massive Verteilungskämpfe

„Im kommenden Jahrzehnt erwartet uns der größte Schuldenberg der Nachkriegsgeschichte. Die Schulden sind geliehen – von der nächsten Generation. Diese Generation hat ein Recht auf Rückzahlung. Massive Verteilungskämpfe sind zu erwarten. Die Kultur wird der Verlierer der Krise sein, wenn nicht die Wirtschaft als Sponsor und Mäzen zu Hilfe kommt.“

2009 über Bau- und Hausgemeinschaften

„Der Gedanke des ‚ganzen Hauses‘ kommt wieder. Für kinder- und enkellose Alleinstehende gibt es zu generationsübergreifenden Bau- und Hausgemeinschaften keine Alternative, wenn sie nicht in einer Gesellschaft des langen Lebens alleingelassen werden wollen. Das Modell Altersheim hat ausgedient.“

2009 über eine neue „Generation V“

„In Deutschland zeichnet sich das Bild einer ‚Generation V‘ ab: Die drei V – Vertrauen, Verantwortung und Verlässlichkeit – sind der soziale Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält. Im gleichen Maß, wie das Vertrauen in die Finanzmärkte, die Wirtschaft und die Politik sinkt, wächst es im mitmenschlichen Bereich.“

2009 über das Ende der Ichlinge

„Das Zeitalter der Ichlinge geht zu Ende. Krisen fördern den Gemeinsinn. Die Menschen rücken in Krisenzeiten enger zusammen. Die Gesellschaft der Zukunft wird eine Gemeinschaft auf Gegenseitigkeit sein.“

2009 über Protestbewegungen gegen gesellschaftlichen Stillstand

„Wenn die Politik jetzt nicht ihrer sozialen Zukunftsverantwortung gerecht wird, also keine Erneuerung wagt und keine überzeugenden Langfristperspektiven in Aussicht stellt, dann droht uns ein zweites 68: Öffentliche Protestbewegungen gegen gesellschaftlichen Stillstand.“

2008 über die Leistungsexplosion der jungen Generation

„Die Leistungsgesellschaft lebt. Sie schafft erst die Voraussetzungen für eine lebenswerte Zukunft. Die Leistungsorientierung des Lebens nimmt bei der Jugend fast explosionsartig zu.“

2008 über die Folgen des Klimawandels

„Die Klimadebatte hat die deutschen Autofahrer noch nicht erreicht. Vom Klimawandel zum Sinneswandel ist noch ein weiter Weg. Eine grundlegende Änderung der Kauf-, Konsum- und Fahrgewohnheiten ist nicht in Sicht.“

2007 über das Ende des Jugendwahns

„Der demographische Wandel bleibt nicht ohne Folgen. Erstmals in der Geschichte zeichnet sich eine Verschiebung des idealen Lebensalters ab. Die ‚Mitte des Lebens’ ist das neue Lebensideal der Deutschen. Gefühltes Alter 40 – und das dann ein Leben lang! Die Schönheits- und Kosmetikindustrie muss umdenken.“

2007 über Alternativen zum drohenden Kollaps der Sozialsysteme

„Wenn die Babyboomer-Generation um 2030 in Rente geht oder das Pflegealter erreicht, droht ein Kollaps der Sozialsysteme. Zur Vermeidung von Altersarmut empfiehlt sich als Langfrist-Modell die Einführung eines minimalen Existenzgeldes (Minimex) für alle. Nur so bleiben rechtsstaatliche Prinzipien wie Fürsorge du soziale Gerechtigkeit gewahrt.“

2006 über den Trend zu neuen Wahlverwandtschaften

„Die Angst vor Armut lässt die Menschen enger zusammenrücken und alte Sicherheiten wie Familie, Freunde und Nachbarn wiederentdecken. Kinderlose suchen sich Wahlfamilien und Wahlverwandtschaften. Die Zukunft gehört Hausgemeinschaften und Generationenhäusern.“

2006 über ein verändertes Wohlstandsdenken

„Wohlstand fängt mit dem Wohlfühlen an. Die Bundesbürger wollen lieber glücklich als reich sein. Und das heißt: Mit Familie und Freunden in Frieden und ohne Sorgen leben können.“

2005 über den Wandel des Urlaubs vom Qualitäts- zum Billigprodukt

„Das Qualitätsprodukt Urlaub wird fast nur noch über den Preis verkauft. Die Touristikbranche bekommt die Sparwelle immer mehr zu spüren. Mit dem Wandel vom Qualitäts- zum Billigprodukt kann langfristig auch die Philosophie von den schönsten Wochen des Jahres verloren gehen.“

2004 über das Ende des Wohlfahrtstaates

„Mit unserem bisherigen Verständnis von Sozial- und Wohlfahrtsstaat kommen wir nicht weiter. Der Lebensstandard sinkt. Die Deutschen werden ärmer. Die Familie wird zum Wohlfahrtsverband – sie bleibt billig und barmherzig.“

2003 über die Beständigkeit als neuem Jugend-Trend

„Nicht mehr Sport, Hobby und Urlaubsreise stehen im Zentrum des Lebens, sondern Ehe, Kinder und Familie. Die junge Generation will offensichtlich beides, weil auch im Familienleben genügend Zeit für eigene Interessen bleibt.“

2003 über den Wandel vom Zeit- zum Gelddenken

„Vor dem aktuellen Hintergrund von Konjunkturkrise und steigenden Sozialabgaben findet derzeit ein radikales Umdenken in der Arbeitnehmerschaft statt. Länger arbeiten – mehr verdienen: Das ist die zeitgemäße Antwort der Arbeitnehmer aus Angst vor Wohlstandsverlusten. Die Geldkultur wird wieder wichtiger als die Zeitkultur.“

2002 über neue Wertmaßstäbe

„Je freier wir leben, desto lauter wird der Ruf nach verbindlichen Gemeinsamkeiten. Ehrlichkeit und Rücksichtnahme, Kollegialität und Toleranz sind der soziale Kitt der Gesellschaft. Die Deutschen haben durchaus klare moralische Vorstellungen über das, was für alle Bürger verbindlich und selbstverständlich sein sollte.“

2001 über Gefahren des Cyberterrorismus

„Cyberterrorismus und Internetpiraterie können in Zukunft die Welt in Atem halten. Science-Fiction ist heute: Die ‚Schöne Neue Computerwelt‘ lässt sich in Gedankenschnelle weltweit lahm legen. Die digitale Kriegsführung könnte in Zukunft zu einer großen Bedrohung der nationalen Sicherheit werden.“

2001 über die Rückkehr der Sekundärtugenden bei der Jugend

„Renaissance der alten Werte. Pflichtwerte bei der jungen Generation wieder gefragt. Die sogenannten Sekundärtugenden sind für die 14- bis 29-Jährigen von heute keineswegs sekundär.“

2001 über das Ende der Spaßgesellschaft

(fünf Monate vor dem Terroranschlag in New York)
„Schafft die Spaßgesellschaft ab! Sonst geht die soziale Lebensqualität verloren.“

2000 über Gesundheit und Lebensqualität als Megamärkte der Zukunft

„Im Post-PC-Zeitalter werden Gesundheit und Lebensqualität die Megamärkte der Zukunft sein. In unserer immer älter werdenden Gesellschaft boomen dann Bio- und Gentechnologien, Pharmaforschung und Forschungsindustrien gegen Krebs, Alzheimer und Demenz sowie gesundheitsnahe Branchen, die Care und Wellness, Vitalität und Revitalisierung anbieten.“

1999 über die Krise der westlichen Welt

„Problematisch ist die Krise der Überflussgesellschaft, die jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt und dabei auch ihre moralischen Ressourcen verbraucht hat. Hier sind für die Zukunft massive Entwicklungsprogramme gefordert, sonst kann die Kluft zwischen Arm und Reich explosiv werden.“

1998 über den gläsernen Konsumenten der Zukunft

„Nichts gilt mehr als sicher, weil jeder User Spuren im Internet hinterlässt. Ein Eingriff in die Privatsphäre ist nicht auszuschließen. Der gläserne Konsument ist keine Utopie“.

1998 über die Einführung von Kombi-Löhnen

„Damit sich – im Vergleich zu Sozialhilfeempfängern – Arbeitsleistungen in Jobs mit Niedriglöhnen überhaupt noch lohnen, müssten sie staatlich subventioniert werden. Lieber Arbeit statt Arbeitslosigkeit subventionieren und lieber drei schlechtbezahlte Jobs mit Lohnkostenzuschuss als ein Beschäftigungsloser auf Lebenszeit.“

1998 über die Zukunft der Arbeit

„Das Industriezeitalter ist tot. Das Leitbild der Vollbeschäftigung ist überholt. Der Berufswechsel wird zur Regel. Das Normalarbeitsverhältnis stirbt. Die Rund-um-die-Uhr-Beschäftigung wird zur neuen Norm. Die Loyalität der Mitarbeiter geht verloren.“

1997 über die Unlust der Jugend an TV-Nachrichten

„Es werden immer mehr Unterhaltungssendungen und Talkshows gesehen, während gleichzeitig Nachrichten und politische Magazine deutliche Rückgänge zu verzeichnen haben – vor allem bei den Jugendlichen. Eine Herausforderung für die Demokratie und politische Bildungsarbeit.“

1996 über die Trendwende im Konsumverhalten

„Erstmals seit Mitte der 80er Jahre zeichnet sich eine deutliche Trendwende im Konsumverhalten ab. Vor allem der Erlebnishunger stößt zunehmend an finanzielle Grenzen. Vom Ausgeben zum Verausgaben ist nur noch ein Schritt.“

1995 über den Ausverkauf der Arbeitslust

„Bei der Diskussion um Kostensenkungen und Sparmaßnahmen, Abspecken und Verschlanken droht die Arbeitsmotivation der Mitarbeiter vorübergehend aus dem Blick zu geraten. Für die Hälfte der Mitarbeiter setzt die Selbstverwirklichung erst nach Feierabend ein.“

1995 über die drohende digitale Spaltung

„Eine Spaltung zeichnet sich für die Zukunft ab: In die kleine Gruppe der Computer-Freaks und in die Mehrheit der Medien-Analphabeten.“

1994 über die Benachteiligung von Familien

„Es geht nicht um ein ‚Zurück zur alten Familie‘, sondern um eine Aufhebung ideeller, vor allem aber auch materieller Benachteiligungen von Familien gegenüber Singles und Kinderlosen.“

1994 über die New Economy als Luftblase

„Der Multimediazug ins 21. Jahrhundert wird eher einem Geisterzug gleichen, in dem sich ein paar Nintendo- und Sega-Kids geradezu verlieren, während die Masse der Konsumenten nach wie vor ‚voll auf das TV-Programm abfährt.‘ Der Multimediarausch findet nicht statt. Die Macher haben die Rechnung ohne die Mitmacher gemacht“.

1993 über die wachsende Angst vor Kriminalität

„Die neuen Freiheiten gehen mit einem erheblichen Mangel an persönlicher Sicherheit einher. Die Angst der Ostdeutschen vor Kriminalität ist im Durchschnitt doppelt so hoch wie im Westen.“

1992 über das Fernsehen als Nebenbei-Medium

„Wenn in Deutschlands guten Stuben der Fernseher läuft, schauen immer weniger hin. Für zwei Drittel der Bevölkerung ist das Fernsehen zur Nebensache geworden. Die überwiegende Mehrheit der TV-Konsumenten wendet sich vom Bildschirm ab und anderen Dingen zu: Beim Fernsehen wird gelesen und gegessen, gebügelt und gebastelt, man unterhält sich, telefoniert mit Freunden …“

1992 über die sinkende Lesekompetenz

„Vielleicht werden in Zukunft deutlich mehr Bücher gekauft als wirklich gelesen – nach der Strategie: Anlesen, wegstellen und vergessen.“

1991 über die neue Reisefreiheit der Ostdeutschen 

„Die westdeutschen Bundesbürger wollen im Urlaub fast ‚alles‘, die ostdeutschen Bundesbürger auch – nur von allem noch ‚mehr‘. Die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit könnte ostdeutsche Urlauber für Des-Illusionierungen und Enttäuschungen besonders anfällig machen.“

1991 über das Fernsehen als Fast-food-TV

„Die meisten TV-Zuschauer werden in Zukunft auch TV-Hopper und TV-Zapper sein, die aus Langeweile von einem Kanal zum anderen springen und unliebsame Sendungen per Knopfdruck abschießen. Die Dauer von TV-Sendungen wird zunehmend kürzer – als Reaktion auf die gewandelten Freizeitgewohnheiten der Zuschauer (Fast-food-TV im Halb-Stunden-Rhythmus).“

1990 über die Konsumwünsche der DDR-Bürger

„Die DDR-Bürger werden sich schon bald den westdeutschen Konsumgewohnheiten anpassen. Sie wollen nur eins: Erlebniskonsum. ‚Alles‘ – wie im Westen!“

1990 über die politisch desillusionierte Jugend

„Es ist heute kein Widerspruch, politisiert und gleichzeitig politisch desillusioniert zu sein. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass die Politik ‚von oben’ bei den Jungen unten wenig Anziehungskraft besitzt. Politik heißt für die junge Generation: Selbst gestaltend am sozialen Leben mitwirken.“

1989 über die Frauen als Trendpioniere der Zukunft

„Soziale Bewegungen werden in Zukunft verstärkt von Frauen getragen. Gleichzeitig übernehmen sie ehemals männliche Lebensstile in Beruf und Freizeit. Die Frauen der Zukunft – gestresst, aber glücklich?“

1988 über die Zunahme von Zeitnot

„Das Gefühl für den Wert der Zeit nimmt zu. Mehr Geld allein erscheint wertlos, wenn nicht gleichzeitig auch mehr Zeit ‚ausgezahlt‘ wird. Die Konsumenten werden Mühe haben, das Angebot zu überschauen.“

1987 über den künftigen Wellness-Trend

„Für die Zukunft zeichnet sich eine Entwicklung ab, in der aus Fitness Wellness wird. Wellness ist Fitness für Körper, Seele und Geist.“

1986 über den Trend zu Last-Minute-Reisen

„Reisen ist kein lange geplantes Unternehmen mehr, sondern ein relativ spontaner Entschluss: Stand-by-Tourismus.“

1986 über das Ende der Vollbeschäftigung

„In Zukunft wird es ‚Arbeit für alle‘ vielleicht nie wieder geben. In einer künftigen Gesellschaft ohne garantierte Vollbeschäftigung wird der abhängig Beschäftigte nicht mehr Leitbild sein.“

1985 über die Verpflichtung zur ökologischen Buchhaltung

„Warum soll es nicht möglich sein, die Freizeit- und Tourismusindustrie zur ökologischen Buchhaltung zu verpflichten? In dieser Öko-Bilanz werden alle ökologischen Belastungen und Folgekosten erfasst, was langfristig mehr Gewinn als Verzicht bedeutet.“

1984 über den wachsenden Freizeitstress

„Die Bundesbürger kommen nach der Arbeit nicht zur Ruhe. Sie klagen über wachsenden Freizeitstress und haben Schwierigkeiten, ökonomisch mit der Zeit umzugehen, sich selber Grenzen zu setzen – und auch einmal nichts zu tun.“

1983 über die Problematik von Senioren-Programmen

„Gut zwei Drittel der Ruheständler haben noch nie an einem speziellen Senioren-Programm teilgenommen. Wiederum die Hälfte von ihnen hält solche Programme schlicht für überflüssig: Wer daran teilnimmt, dokumentiert die Unfähigkeit, sich selbst zu helfen.“

1983 über Arbeitszeitverkürzung und Lohnverzicht

„Ein neuer Verteilungskampf steht uns bevor, ein Kampf um die ‚Mangelware Arbeitsplatz‘. Weniger arbeiten und weniger verdienen gehören wohl unmittelbar zusammen. An einer Senkung der Realeinkommen kommt kaum einer vorbei.“

1982 über die veränderte Leistungsorientierung

„Das Leistungsprinzip als soziale Norm ist fragwürdig geworden, nicht aber die Leistung an sich. Ein Wandel von der sozial-konformen zur individuell-autonomen Leistungsorientierung ist feststellbar. Das Bedürfnis, selbst etwas Produktives zu schaffen und etwas zu leisten, was Spaß macht und Sinn hat, ist unverändert groß.“

1981 über die „Swinging Singles“ als Legende

„Die ‚Swinging Singles‘ werden zur Legende. Was auf den ersten Blick als emanzipatorischer Akt der Befreiung erscheinen mag, ist in Wahrheit meist ein letzter Aus-Weg und Ver-Such auf der Suche nach sich selbst: Im Alleinsein geht es um die Findung des Ichs.“

1980 über die „Compunikation“ als Kommunikation aus der Steckdose

„Zukunftsvision Compunikation: Der heimische Sessel im abgedunkelten Wohnzimmer, die Isolierzelle nach draußen mit intensiver Telekommunikation in den eigenen vier Wänden – allein oder mit dem Partner – machen das Gespräch mit dem Nachbarn entbehrlich. Dafür bietet die Compunikation (über Computer und Mikroprozessoren gesteuerte Kommunikation) die Chance des Überalldabeiseins, gewährt computerisierte Erlebnisse und (steck-) dosierte Erfahrungen aus zweiter Hand.“

1980 über eine Neudefinition des Arbeitsbegriffs

„Als Arbeit wird in Zukunft jede Tätigkeit zu bezeichnen sein, die neue gesellschaftliche Werte schafft, die dem Menschen und der Gemeinschaft dient. Unbezahlte Haushaltsarbeit, Hobby-Arbeit, freiwillige gesellschaftliche Arbeit im Verein, in der Nachbarschaft und Gemeinde und im sozialen Bereich werden solche neuen Arbeitsformen sein.“

1979 über den Wandel von Wirtschafts- zu Sinnkrisen

„Die Grenzen des Wachstums signalisieren nicht nur ökonomische Krisen. Die Bürger werden in Zukunft nicht mehr nur wissen wollen, wovon sie leben. Wenn die technologisch-strukturelle Arbeitsverknappung und Arbeitszeitverkürzung kein Sinnvakuum schaffen sollen, müssen die Bürger neue Antworten darauf finden, wofür sie leben.“

1978 über ein neues Jugendverständnis

„Die klassischen Jugenddefinitionen von Spranger bis Schelsky haben sich überholt und entsprechen nicht mehr der sozialen Wirklichkeit. Da Jugend als einheitliche soziale Gruppe nicht mehr definierbar ist, empfiehlt es sich, die Gesamtgruppe Jugend in einzelne Teilgruppen aufzugliedern.“

1977 über ein Nachlassen solidarischer Teilnahme

„Ein Nachlassen solidarischer Teilnahme an Selbsthilfe- und Gemeinschaftsaktionen und eine Gleichgültigkeit gegenüber gemeinsamen Anliegen in Gemeinwesen und sozialer Umwelt sind die Folge.“

1976 über die sozialen Folgen künftiger Arbeitslosigkeit

„Neben den traditionell sozialen Randgruppen wird es schon bald arbeitslose Problemgruppen (z.B. Jugendliche ohne Hauptschulabschluss, ältere Arbeitnehmer) geben.“

1975 über die Familie als Notgemeinschaft

„Die Familie wird zur Not- und Solidargemeinschaft in den Fällen, wo sie als Ganzes von der Arbeitslosigkeit betroffen oder bedroht ist. Die Familie steht als Flucht- und Rückzugsort im Mittelpunkt und wird als Schutzwall empfunden.“

1974 über die Flexibilisierung der Arbeitszeit

„Wir müssen zu einem neuen Lebensrhythmus finden, in dem wir verpflichtende Zeitpläne weitgehend durch dynamische Zeitpläne ersetzen, z.B. durch das System der flexiblen Arbeitszeit.“

1973 über die Neubewertung von Arbeit und Freizeit

„Wir stehen vor einer revolutionierenden Umwertung der sich bisher gegenseitig ausschließenden Daseinsbereiche ‚Arbeit‘ und ‚Freizeit‘. Arbeit bedeutet nicht automatisch Zwang und Freiheit findet nicht ausschließlich in der Freizeit statt.“

1972 über die Verödung der Stadtkerne

„Ein sozialfeindlicher Städtebau erzeugt und erhält eine asoziale Umwelt. Die falsche Dominanz von Autos, Banken und Versicherungen führt zur Verödung des Stadtkerns: Profitopolis.“

1971 über die Diskriminierung älterer Arbeitnehmer

„Mit 50 zum alten Eisen: die Diskriminierung der älteren Arbeitnehmer – eine Misere erster Ordnung. Der Verjüngungsmythos in den Betrieben scheint unaufhaltsam zu sein.“

1970 über die sozialen Folgen der Zuwanderung

„Die Freizügigkeit auf dem Arbeitssektor kann einen ökonomischen, sozialen und politischen Rotationsprozess größten Ausmaßes auslösen, der ohne entsprechende Einführungshilfen wohl kaum bewältigt werden kann. Die Anpassungsschwierigkeiten werden noch verstärkt durch offene Ablehnung der Bevölkerung. Spannungen und Konflikte bleiben nicht aus.“

© 2009 Professor Dr. Horst W. Opaschowski. Alle Rechte vorbehalten / Seite zuletzt aktualisiert am 2010-10-19

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