
Auch in diesem Jahr zeichnet die Vereinigung Deutscher Reisejournalisten (VDRJ) wieder hervorragende journalistische Arbeiten aus, die sich in Text, Ton und Bewegtbild mit dem Thema Reisen auseinandersetzen. Unsere journalistischen Preise haben einen neuen Titel und auch sonst wurde Vieles modernisiert.
Mit dem Jahrgang 2025 haben wir uns vom Columbus getrennt und die Sparten Text (vorher Autorenpreis), sowie Audio (vorher Radiopreis) eingeführt beziehungsweise umbenannt. Damit tragen wir der Medienentwicklung Rechnung und weisen auch beim Titel darauf hin, dass sich Kolleginnen und Kollegen, die Texte online veröffentlichen oder Podcasts produzieren, gleichberechtigt am Wettbewerb beteiligen können. Dies gilt auch für den Filmpreis, der seinen Namen behalten hat. In jeder Kategorie vergeben wir einen Hauptpreis und zwei bis drei nicht dotierte Sonderpreise.
Die Preisverleihung findet im Rahmen der VDRJ-Jahrestagung im September 2025 statt.
VDRJ-Medienpreis TEXT
Die freie Journalistin Marina Klimchuk erhält für ihre Reportage „Der Bus“, erschienen in Die Zeit, den Hauptpreis.
Mit dem Sonderpreis Deutschland wird Martina Wimmer für ihren Beitrag „Sylt – Der Versuch einer gründlichen Betrachtung“ im Reisemagazin Mare ausgezeichnet.
Der Sonderpreis Politische Reisereportage geht an Lea Ernst, die für das NZZ am Sonntag Magazin über das „Cinema Sarajevo“ geschrieben hat.
VDRJ-Medienpreis TEXT: Im Bus durch Amerika

Marina Klimchuk reist für ihre Reportage „Der Bus“ mit dem Greyhound von der Ost- bis an die Westküste der USA. Sie „erlebt Amerika von unten“, wie sie sagt, und begegnet unterwegs einem Panoptikum aus Menschen am Rande der Gesellschaft: traumatisierten Veteranen, Prostituierten, Obdachlosen. So kommt die freie Journalistin den USA jenseits des in Reisereportagen oft beschriebenen Mythos sehr nahe und zeichnet ein ebenso erschütterndes wie reales Bild von einem Land, in dem, trotz allen Glamours, Armut weit verbreitet ist.
Nach Überzeugung der Jury setzt Marina Klimchuk damit nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Leserschaft einige wichtige Randstücke des großen USA-Puzzles zusammen.

Sonderpreis Deutschland: Sylt – Der Versuch einer gründlichen Betrachtung

Martina Wimmer outet sich mit ihrem Text als echte Kennerin der Insel. Mit einer Mischung aus Essay und Reportage serviert die freie Journalistin kleine Canapés, um alle Facetten der Insel zu beleuchten: Kleinstadtmief und Kampener Nobelmeile, Punks und Millionäre, Robbenjäger und Discobesitzer. So schildert sie Sylt als einen faszinierenden Ort, der neugierig macht.
Mit ihrer dichten Erzählung erreicht Martina Wimmer – ohne auf ferne Länder und Exotik zurückgreifen zu können – eine originelle Tiefe, die nach Ansicht der Jury den Sonderpreis Deutschland verdient hat.
Sonderpreis Politische Reisereportage: Cinema Sarajevo

Lea Ernst nutzt das „Cinema Sarajevo“, um die ganz große Geschichte aufzurollen: In der Kneipe, einem ehemaligen Kino, treffen sich ihre Protagonisten zwischen Zigarettenrauch, Musik und karierten Tischdecken, um in Erinnerungen an alte Zeiten zu schwelgen. In all der „Jugonostalgie“ werden die Region, ihre Geschichte und Menschen lebendig. Atmosphärisch dicht und menschlich berührend liefert die freie Journalistin eine plastische Darstellung des Balkans jenseits der Politiknachrichten.
Für das Verweben von Geschichte, aktuellem Zeitgeschehen und persönlichen Schicksalen an einem Ort, der für Reisende reeller ist als jedes Museum oder Denkmal, erhält Lea Ernst den Sonderpreis Politische Reisereportage.

Facts zu den Preisen
Für den Jahrgang 2025 der VDRJ-Medienpreise TEXT wurden insgesamt 57 Wettbewerbsbeiträge eingereicht, aus denen die Jury – Merten Worthmann (Die Zeit), Barbara Liepert (FAZ), Antje Blinda (Der Spiegel), Gerhard von Kapff (Freier Journalist) und Mona Contzen (Geschäftsführerin VDRJ-Medienpreis TEXT) – die Preisträgerinnen ermittelte.

VDRJ-Medienpreis AUDIO
Die freie Journalistin Jasmin Kröger erhält für ihr Feature „Das New York von Harry und Sally“, gesendet im Deutschlandfunk „Sonntagsspaziergang“ den Hauptpreis.
Mit dem Sonderpreis für den besten Podcast wird zum zweiten Mal hintereinander Erik Lorenz für den Beitrag „Von Cenoten und Korallen – zu Besuch in Mexico“ in seinem Podcast Weltwach ausgezeichnet.
Der Sonderpreis Hörernähe geht an Gesa Ufer für ihre Reportage „Pauschal mit Haken – Schnäppchenstudienreise durch Zypern“ in Deutschlandfunk-Kultur.
VDRJ-Medienpreis AUDIO: Das New York von Harry und Sally

Jasmin Kröger setzte sich bereits in den Vorbewertungen der Jury weit vom Gesamtfeld ab. Nein, es liegt nicht an der Nostalgie der Filmhelden, der sie im New York von heute nachspürt. Es ist die Faszination, die sie erzeugt, dass es auch im New York von heute Stoff geben könnte, eine ähnliche romantische Komödie zu drehen. Natürlich besucht sie bekannte Filmlocations, sei es die Buchhandlung des dritten Aufeinandertreffens oder Katz’s Deli als Szenerie für den vermutlich schönsten Fake-Orgasmus der Filmgeschichte. Beeindruckend wird es aber immer dann, wenn sie die Love Story der späten 1980er perfekt und nachdenklich ins heutige Manhattan holt.
Die Jury: Geniale Idee, geniale Umsetzung, genialer Spaziergang zwischen vier Jahrzehnten, genialster Wettbewerbsbeitrag 2025.
VDRJ-Medienpreis AUDIO: Bester Podcast – Erik Lorenz‘ WELTWACH Von Cenoten und Korallen – zu Besuch in Mexico

Ein wenig Glück gehört für Erik Lorenz auch dazu, dass sein Podcast-Projekt zum zweiten Mal in Folge ausgezeichnet wird. War doch die Konkurrenz diesmal eher überschaubar. Wir hoffen auf mehr Podcaster im nächsten Jahr.
Seine Qualität des Erzählens steht aber auch diesmal im Vordergrund. Eine quasi Live on Tape – Reportage aus einer mexikanischen Höhle, weitab vom Massentourismus, beeindruckt. Der darüberstehende Anspruch von Ökologie und Hilfe zur Selbsthilfe ist nicht inszeniert. Er spart weder mit Spannung des Cenoten-Abenteuers, noch mit der Lebensrealität der Menschen, die ihm den Ausflug ermöglichen.
Auch ein Podcaster muss leben, aber Erik Lorenz geht offen und ehrlich mit seinem Sponsor um, zumal Iberostar in seinem Übernachtungshotel ebenfalls mit ökologischem Engagement aufwartet.
Die Jury: Eine beeindruckende Reportage, ein ehrlicher Umgang mit dem Geschäftsmodell, eine hervorragende Produktion, die absichtlich mit nur wenigen akustischen Illustrationselementen spielt.
VDRJ-Medienpreis AUDIO: Beste Reportage – Pauschal mit Haken

Die Reportage von Gesa Ufer für „Die Reportage“ im Deutschlandfunk-Kultur ist auch ein journalistisches Lernstück für alle Kolleginnen und Kollegen. Natürlich kann man eine „Schnäppchen-Studienreise“ nach Zypern buchen um zu überprüfen, ob das Angebot für kleinstes Geld überhaupt etwas wert ist. Nicht natürlich ist die Herangehensweise der Autorin ans Thema. Einsteigen mit allen Vorurteilen dieser Welt, gegenüber Schnäppchen, gegenüber Rentner-Reisegruppen, gegenüber gelangweilten Reiseleitern, um sich Stück für Stück vom Gegenteil überzeugen zu lassen. Intensive Gespräche mit den meist betagten Reisenden offenbaren manche Wahrheit, mit der sie nicht gerechnet hatte. Sie lässt sich überzeugen, ohne die realen Reiseumstände aus den Augen zu verlieren. Es gehört Mut dazu, mit Vorurteilen zu starten und zuzugeben, dass einen Realitäten vom Gegenteil überzeugen.
Die Jury: Mut, Ehrlichkeit und beschreibender Journalismus stehen im Vordergrund und die Erkenntnis, dass es nicht falsch ist, sich von anderen Realitäten überzeugen zu lassen. Selten haben wir eine Reisereportage gehört, die so flächendeckend die Reisenden zu Wort kommen lässt.
Facts zu den Preisen
Für den Jahrgang 2025 der VDRJ-Medienpreise AUDIO wurden 58 Wettbewerbsbeiträge eingereicht, aus denen die Jury – Daniela Wiesler-Schnalke (Deutsche Welle), Waia Stavrianos (hr), Christoph Streicher (Welttournee – der Reisepodcast), Michael Westerhoff (WDR) und Rüdiger Edelmann (deutsches-reiseradio.com und Geschäftsführer VDRJ-Medienpreis AUDIO) – die Preisträger:innen ermittelte.

VDRJ-Medienpreis FILM
Karl Koch erhält für die NDR-Produktion „Meyer-Burckhardts Zeitreisen – Mit historischen Reiseführern durch das Rheinland“ den Hauptpreis.
Kameramann Moritz Marz erhält im Rahmen der SR/ARTE-Produktion „UNESCO Weltkulturerbe: Schätze für die Ewigkeit“ den Sonderpreis für die beste Kamera.
Der Sonderpreis für die beste Regie geht an zum wiederholten Mal an André Goerschel für eine Folge der „BR-Freizeit“-Serie „Schmidt Max und die historischen Kleinseilbahnen“.
Mit dem Sonderpreis für die beste Filmmusik von Andy Miles wird die WDR-WunderschönProduktion „Englands Norden – durch Yorkshire nach Newcastle“ ausgezeichnet.
VDRJ-Medienpreis FILM: Meyer-Burckhardts Zeitreisen – Mit historischen Reiseführern durch das Rheinland

Was geschieht, wenn man, statt Smartphone und Apps, mit einem Reiseführer von einst auf Reisen geht? Welche Attraktionen sind immer noch aktuell, welche Spuren von einst finden sich im Heute? Eine reizvolle Ausgangssituation umgesetzt im eigenen Land.
Aus dieser Idee von “Meyer-Burckhardts Zeitreisen” haben Regisseur Karl Koch, die Kameramänner Mike Rieth & Matthias Jürgensen und Editor Kevin Steiner einen Reisefilm gemacht.
Die Jury meint. Hier stimmt alles auf elegante und unaufdringliche Art: die Szenenfolge, die Einbettung des teilweise aufwändig bearbeiteten Archivmaterials und die lebendige Inszenierung des charmanten Moderators.
VDRJ-Medienpreis FILM: Beste Kamera für UNESCO Weltkulturerbe – Schätze für die Ewigkeit – Florenz

Kameramann Moritz Marz machte sich im Rahmen der SR/ARTE-Produktion mit seinem Regisseur Sven Rech auf den Weg nach Florenz. Wie vor zwei Jahren überzeugte der 33jährige Kameramann die Jury mit seinen außergewöhnlichen Bildern.
Elegante Schärfenverlagerungen, gelungene historische Reenactments und atemberaubende Drohnenaufnahmen. Bilder wie auf der ganz großen Leinwand, meinte die Jury.
VDRJ-Medienpreis FILM: Beste Regie für – „Schmidt Max und die historischen Kleinseilbahnen“

Herbert Stiglmaier und Frank Meißner haben die „BR-Freizeit“ vor über dreißig Jahren erfunden, und seit mehr als zwanzig Jahren wird sie charmant bayrisch von Schauspieler Max Schmidt moderiert. Es ist immer noch ein Dauerbrenner mit mehr als 900.000 Zuschauern und mehr als 15 Prozent Marktanteil. Ein Beweis dafür, dass sich Qualität sehr wohl auszahlen kann und dass auch scheinbar sperrige Themen, wie das filmische Portrait der historischen Kleinseilbahnen in der Schweiz, ein echtes Reisefilmerlebnis sind.
Die Jury meint: Jede einzelne Einstellung des Films ist sorgfältig geplant und mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Regisseur André Goerschel hat sein Material souverän im Griff und verblüfft immer wieder mit überraschenden Gestaltungsideen.
VDRJ-Medienpreis FILM: Beeindruckende Filmmusik für WDR-Wunderschön – „Englands Norden – durch Yorkshire nach Newcastle“

Es ist die zweite große Erfolgsgeschichte im deutschen Reisefilm-Fernsehen: „Wunderschön“ vom WDR, seit 2008 auf Sendung. Die aktuelle Produktion „Englands Norden – durch Yorkshire nach Newcastle“ beeindruckt mit einer wirklich außergewöhnlichen Filmmusik.
Die Jury war der Meinung, das klinge wie in einem großen Hollywood-Film. Keine Streicher aus der Konserve, sondern großes Orchester. Die Filmmusik wurde eigens von Andy Miles komponiert und vom WDR-Funkhausorchester, technisch extrem anspruchsvoll mit einem 360 Grad Ton in Dolby Atmos, für den Film eingespielt. Es ist der dritte „Wunderschön“-Film, der mit einem Komponisten realisiert wurde. Für Regisseur Michael Wieseler ermöglicht die so entstandene Filmmusik „ein sinnlicheres Erzählen und im Idealfall verstärkt die Musik die bildliche Erzählung, ohne dass man eine Erzählstimme braucht“.
Für den Jahrgang 2025 der VDRJ-Medienpreise FILM wurden 31 Wettbewerbsbeiträge eingereicht, aus denen die Jury – Till Bartels (stern.de), Thorsten Pengel (freier Kameramann und Editor), Richard Hofer (WDR, Redakteur i.R.), Anja Neraal (freie Editorin), Thomas Radler (ThoRa Film, Geschäftsführer VDRJ Medienpreis FILM) – die Preisträger ermittelte.

Und dann gab es letztes Jahr ein Ereignis, dass viele Menschen, auch mich, sehr traurig gemacht hat. Völlig überraschend ist unserer langjähriger Jury-Kollege Jens Stubenrauch letzten Oktober im Alter von nur 63 Jahren gestorben. Beim rbb war er für große Dokumentarfilm-Produktionen verantwortlich und seit vielen Jahren war Jens auch ein überaus geschätzter Teil unserer Filmpreis-Jury. Auch die privaten Gespräche an den Abenden nach den Sitzungen werden wir alle in der Jury immer gut im Gedächtnis und unseren Herzen behalten.
Sponsoren und Unterstützer der VDRJ-Medienpreise 2025
In diesem Jahr erhalten die Hauptpreisträger einen Reisegutschein im Wert von 1.000 Euro von unserem Sponsor Partner Gebeco – Reisen die bewegen.

Der Wettbewerb wird unterstützt von TravMedia Deutschland.

Die Gewinner der Sonderpreise erhalten Buchgeschenke von National Geographic.
Für Die Unterstützung der Juryarbeit bedanken wir uns bei 25hours Hotel Bikini Berlin und Novotel Köln-City.