VDRJ Columbus Ehrenpreis 2016: Konsul Horst Rahe

Konsul Horst Rahe

„Witwentröster, Nachmittagstee mit Rumba-Musik und wohin man blickt all überall silbergraues Haar: Diese Bilder von Kreuzfahrtreisen haben Deutschland jahrzehntelang geprägt. Doch der Ruf elitärer Senioren-Zirkel hat sich zunehmend verflüchtigt. Kurs auf ein jüngeres Publikum hat vor allem Horst Rahe genommen, der mit seinen AIDA-Clubschiffen den Kreuzfahrtmarkt aufgemischt hat.“

So beschreibt das Manager-Magazin diesen Visionär und Mann der Tat, der wie kein anderer den Tourismus in seiner ganzen Bandbreite innerhalb seines Unternehmens abbildet. Der mit bahnbrechenden Konzepten für Kreuzfahrt, Flussschifffahrt und Hotellerie den touristischen Markt in Deutschland neugestaltete: Horst Rahe. Der Mann ist ein Macher, ein Mythos. Drei Wohnorte – Rostock, Hamburg, Genf – sechs Sekretärinnen, noch mehr Arbeitsstellen: Gegenüber der „Berliner Zeitung“ hat Konsul Rahe schon vor Jahren geäußert, dass sein Leben im Un-Ruhestand die logische und konsequente Fortsetzung seines bisherigen Lebens im selbstgewählten Schnelldurchlauf ist. Der 1939 in Hannover geborene Rahe beendete nach acht Semestern das Studium der Betriebswirtschaftslehre und heuerte bei einer Immobilienfirma an. „Für 2500 Mark plus Opel Kadett als Firmenwagen“, wie er sich im Gespräch mit dem „Hamburger Abendblatt“ erinnert. Ein knappes Jahr später sitzt er im Vorstand. Und macht sich – natürlich – Freunde und Feinde in schnellem Wechsel. In diesen ersten Berufsjahren ist er ständig unterwegs. Rastlos auf der Suche nach neuen Projekten. Mischt irgendwann auch im Ölgeschäft mit. Hat ein Büro in Dallas. Kauft, saniert, verkauft. Dass Horst Rahe (damals schon und auch noch heute) ganz anders tickt als andere, verdeutlicht folgende Anekdote: 1968 kaufte er per Handschlag vier Schiffe von einem Unternehmer, der in Finanznot war und der dann die Transportmittel zurückcharterte. Einen rührigen Touch bekommt die Geschichte, als Rahe von der feierlichen Zeremonie berichtet. „Der Sohn wurde weggeschickt, einen Portwein zu holen.“ Damit wurde auf das Geschäft angestoßen. So lief Business damals, meinte Rahe gegenüber dem „Manager Magazin“. Es dauerte nicht lange, und Konsul Rahe bekam Appetit auf mehr. Ein Mann, ein Wort! Ein Macher halt. Und ein Kaufmann. Denn, so der finnische Honorarkonsul, jedes Geschäft müsse sich rechnen. Quasi ein Visionär mit eingebautem Taschenrechner. Deshalb ist Horst Rahe – allem „Machen“ zum Trotz Eile fremd und Sorgfalt wichtig.

 

Ein altmodischer Unternehmer

 

Als Unternehmer sei er geradezu „altmodisch“ verriet er der „Berliner Zeitung“ einmal. Trotzdem versucht Rahe, immer das Beste aus allem zu machen. Seine Eltern, das hat er gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“ einmal erzählt, hätten ihm mit auf den Weg gegeben, dass man sich entscheiden müsse: entweder früh heiraten oder studieren. Natürlich will Horst Rahe – wie immer – beides. Er überwirft sich mit ihnen. Arbeitet im Straßenbau und als Siloreiniger. Wird Barkeeper in Spanien und Obstpflücker in Schweden. Studiert und heiratet, im August 1964. Bis Ende des Monats bekam man noch das Ehegattensplitting fürs ganze Jahr. Unromantisch? Nein, Kaufmännisch einwandfrei! Die Ehe hält übrigens immer noch, weit mehr als 40 Jahre schon. Das Geheimnis sei eben Kompromissbereitschaft, verriet er dem „Hamburger Abendblatt“ vor einigen Jahren in einem Interview. Zweifel? Plagen ihn nicht. Und wenn, dann hält er damit hinterm Berg. Nur einmal, erinnert er sich, da seien ihm tatsächlich Zweifel gekommen, ob er nicht gegen seinen „heiligen Grundsatz“ verstoßen habe, dass sich jedes Geschäft irgendwie rechnen müsse. Der „Berliner Zeitung“ hat er die Geschichte wie folgt erzählt: Alles begann damit, als er im Februar 1992 zufällig mit einem Treuhandmanager im Flugzeug zusammentraf. Der Mann suchte händeringend einen Käufer für die Deutsche Seereederei (DSR). Das war die ostdeutsche Staatslinie, die zu DDR-Zeiten mehr als 160 Schiffe hielt und 14.500 Menschen beschäftigte. Ein Reederei-Koloss, der in der aufziehenden Marktwirtschaft schnell in schwere See geriet, weil er ohne staatliche Unterstützung keine Chance mehr auf den Märkten hatte. Die Flotte müsse verschrottet werden, forderte die westdeutsche Konkurrenz. Sie hatte zu jener Zeit genug mit eigenen Überkapazitäten zu kämpfen. Als Kaufmann war er an der hochdefizitären Reederei nicht interessiert. „Von 100 Punkten sprachen lediglich zwei Punkte dafür, an eine Übernahme überhaupt nur zu denken“, erklärte der Konsul der „Berliner Zeitung“. Und dennoch hat er im Frühjahr 1993 ein Kauf-Angebot per Fax nach Berlin geschickt. Ausschlaggebend seien für ihn die qualifizierten Beschäftigten und das Randgeschäft der DSR gewesen. Die Staatsreederei hatte sich nämlich vor der Wende auch mit Touristik beschäftigt und für Kreuzfahrten das „Traumschiff Arkona“ in Dienst gestellt, ein zunehmend boomendes Geschäft. Sein Bauch sagte ihm zwar „Finger weg!“ von der DSR, aber die Treuhandanstalt reagierte prompt auf sein Fax.

 

Ein Doppelzimmer für 39 Euro

 

Die Dinge nahmen ihren Lauf, schon relativ kurze Zeit später fühlte sich Rahe als Unternehmer wie als Privatmann in Rostock angekommen. Der Rest ist Geschichte. Rahe entwickelte daraus das erfolgreiche Tourismuskonzept AIDA für den Kreuzfahrtmarkt und später A-ROSA für den Bereich der Ferienhotellerie. 2013 ging er mit einem sehr ähnlichen Konzept an Land und eröffnete das erste „a-ja“-Resort im Seebad Warnemünde. Dort bezahlt der Gast nur das, was er wirklich nutzt. Das Bett im Doppelzimmer kostet pro Nacht 39 Euro; Bademantel, Pool, Frühstück können dazu gebucht werden, müssen es aber nicht. „Damit sind wir enorm erfolgreich“, verriet Rahe der „Welt“.

 

Anlässlich seines 60. Geburtstages im Jahre 1999 rief Horst Rahe eine Stiftung ins Leben: Sein Anliegen ist die Förderung hochbegabter Studierender der Rostocker Hochschule für Musik und Theater, die sonst aus wirtschaftlichen Gründen ihre Begabung nicht zur Reife bringen könnten. Diese Unterstützung richtet sich im besonderen Maße auch an ausländische Studentinnen und Studenten, um das deutsche Kulturgut im Ausland bekannt zu machen und das Miteinander verschiedener Nationen zu fördern. Der Visionär, der mittlerweile mit den äußeren Insignien eines Honorarkonsuls und Senators ehrenhalber versehen ist, mag vielleicht ein Patriarch sein.

 

„Lange Leine“ als Erfolgsgeheimnis

 

Zugleich ist er aber auch ein disziplinierter und stiller Teamarbeiter. Die „lange Leine“ für die Chefs der Tochterunternehmen sowie deren Eigenverantwortung sind auch in seinem Falle eines der Erfolgsgeheimnisse der für Außenstehende bisweilen unüberschaubaren Rahe-Unternehmung in Rostock, oder im ganzen Osten. Er selbst, kokettierte Rahe seinerzeit, wisse selbst schon nicht mehr genau, wie viel Firmen er in Ostdeutschland und überhaupt besitze. Sicher sei nur, die Seereederei sei immer noch seine wichtigste Holding. Nicht ohne Grund nannte ihn die „FAZ“ einen Selfmademan, einen Perfektionisten und unverbesserlichen Strippenzieher. Und einen der 300 reichsten Deutschen. Alles richtig, gestand er dem „Hamburger Abendblatt“. Nur das mit seinem Vermögen, das „sei eine irrwitzige Schätzung“. Aber er sei schon als Nobody gestartet. „Nackt geboren, nichts ererbt, alles selbst geschaffen.“ 2016 wird ihm, kurz nach dem VDRJ Columbus-Ehrenpreis, die 61. Brillat Savarin-Plakette verliehen. Noch heute ist Rahe Lifetime-President von AIDA Cruises. Zu seiner DSR Hotel Holding gehören die A-Ja Resort und Hotel GmbH, die A-Rosa Resort und Hotel GmbH, die Louis C. Jacob GmbH mit dem Hotel Louis C. Jacob und Hotel Henri sowie die Hotel Neptun Betriebsgesellschaft mbH.

 

Für seine Verdienste um den Tourismus in Deutschland hat die VDRJ im Januar 2016 den VDRJ Columbus-Ehrenpreis an Konsul Horst Rahe verliehen.

 

Kontakt:

Horst Rahe Stiftung
Manuela Balan
Lange Str. 1a
18055 Rostock

Tel.:      +49 381 458 4002
Fax:      +49 381 458 4001
Web:     www.deutsche-seereederei.de
E-Mail: info@deutsche-seerederei.de

 

 

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