Nicht sexy, aber immer noch sicher: Rundum-Sorglos-Paket Pauschalreise

Bleibt die Pauschalreise der Leuchtturm unter den Veranstalterreisen? (Foto: Heidrun Braun)
Bleibt die Pauschalreise der Leuchtturm unter den Veranstalterreisen? (Foto: Heidrun Braun)

In Zeiten wachsender Unsicherheit der Urlauber nach der Thomas Cook-Pleite und aktuell mit der Corona-Pandemie brechen die großen deutschen Reiseveranstalter eine Lanze für die Pauschalreise als immer noch sicherste und bequemste Art zu verreisen.

Von Heidrun Braun

Auf die Frage „Wo macht Ihr denn in diesem Jahr Urlaub?“ antwortet keiner: „Wir haben eine Pauschalreise nach Kanada gebucht.“ Das klingt viel zu langweilig. So, als ob man es nicht drauf hätte, sich seinen Urlaub selbst zu organisieren und sich nicht auskennt in der großen Welt.

Das Vertrauen ist ins Wanken geraten

Erfunden von Thomas Cook hat die Pauschalreise eine lange Tradition und ihre Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen. Sie beinhaltet die organisierte An- und Abreise, den Transfer vom Flughafen zum Hotel und zurück sowie Ausflüge. Vor Ort stehen den Urlaubern Mitarbeiter der Veranstalter mit Rat und Tat zur Seite. Und im Fall einer Krise im Urlaubsland, einer Pandemie oder einer Naturkatastrophe ist eine vorzeitige Rückreise verlässlich garantiert. Die Pleite von Thomas Cook hat das Vertrauen in dieses Modell allerdings schwer ins Wanken gebracht. Kann man den Versprechungen der Reiseveranstalter noch trauen?

TUI Deutschland-Chef Marek Andryszak sagt: „Ja.“ Auf der Pressekonferenz zur Vorstellung des Sommerprogrammes 2020 räumt er zwar ein, dass das Wort Pauschalreise nicht gerade sexy sei, betont aber ausdrücklich: „Pauschalreisen sind nach wie vor die sicherste und bequemste Art zu reisen.“ Und er fügt hinzu, dass sich Kunden und Partner in den Urlaubsländern auf die Finanzstärke des Unternehmens verlassen können. Bei den aktuellen Buchungen ist die Pauschalreise als Rundum-Sorglos-Paket stark nachgefragt.

Mark Tantz, Geschäftsführer DER Touristik Deutschland sagt: „Die Pauschalreise ist nach wie vor ein hervorragendes Produkt. Urlauber haben sich früher und auch jetzt vor allem für eine Pauschalreise entschieden, weil sich der Veranstalter kümmert. Dazu gehören beispielsweise der Transfer und die Reiseleitung vor Ort und Hilfe bei Problemen während des Urlaubs. Egal, in welchem Krisenfall – sie sind nicht auf sich alleine gestellt. Das gilt zum Beispiel für Pandemien, Naturkatastrophen, Streiks und auch Airline-Insolvenzen. Der Veranstalter kümmert sich um Ersatz und sichert die Reise finanziell damit ab.“

Auch Millenials buchen gerne pauschal

Die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) betont es in ihrer Analyse, mit der sie seit über 26 Jahren das Reiseverhalten der Deutschen dokumentiert, jedes Jahr aufs Neue, dass Erholung und Entspannung bei den deutschen Urlaubern auf der Skala der Reisearten ganz oben steht. Dabei soll schon vor Beginn des Urlaubs alles stressfrei ablaufen.

Die Tatsache, dass immer mehr Leute ihren Urlaub im Internet planen, heißt noch lange nicht, dass sie den dort auch zusammenpuzzeln und buchen wollen. Dazu fehlen den meisten die Lust, die Zeit und vor allem die Gewissheit, wirklich alles richtig gemacht zu haben. Nicht nur für Urlauber, auch für geschulte Reisebüromitarbeiter ist es bei der Fülle von Möglichkeiten mit großem Aufwand verbunden, das beste Angebot, einen günstigeren oder späteren Flug zu finden und zu buchen.

Es ist auch keine Frage des Alters, ob eine Pauschalreise gebucht wird oder nicht. Die zurzeit von allen Reiseveranstaltern stark umworbene Gruppe der Millennials im Alter von 19 bis 35 Jahren denkt in diesem Fall ähnlich wie die Best Ager und bucht nach Aussage des FUR-Vorstandsvorsitzenden Guido Wiegand seit Jahren konstant 44 Prozent der Pauschal- und Bausteinreisen. „Spätestens, wenn das erste Kind da ist, buchen auch die Millennials pauschal“, sagt Marek Andryszak.

Neue Ideen für mehr Flexibilität

Auf der letzten Thomas Cook-Programmvorstellung 2019 stellte Stefanie Berk als Vorsitzende der Geschäftsführung Thomas Cook GmbH eine geführte Online-Paket-Buchungsstrecke vor, die eine auf individuelle Wünsche und Geldbeutel abgestimmte Urlaubsplanung erlaubt – ohne auf die Vorteile einer Pauschalreise zu verzichten.

Ausgehend von einem aus Flug und Unterkunft bestehenden Basispaket hätten per Klick die Fluggesellschaft, Abflughafen, die Zimmerkategorie, die Art der Verpflegung geändert sowie Zusatzleistungen wie zum Beispiel ein Transfer vom Flugplatz zum Hotel hinzu- beziehungsweise abgewählt werden können. Bei jeder Veränderung an der geplanten Buchung hätte sich der Preis automatisch aktualisiert. Hätte – denn bevor die neue Buchungsstrecke eingeführt werden konnte, war dem Reiseveranstalter in Oberursel mit der Thomas Cook-Pleite der Boden unter den Füßen weggezogen worden.

Doch auch die TUI arbeitet an ihrer Buchungsplattform. Als neues Geschäftsfeld für TUI.com konzentriert sich der Reiseveranstalter auf das wachsende Segment der Bausteinreisen, die häufiger als andere Reiseformen online gebucht werden. Damit wächst das Angebot an Flügen, Unterkünften, Rundreisen, Ausflügen, Mietwagen und Campern auf TUI.com, wo bislang hauptsächlich Paketreisen angeboten wurden. „TUI.com ist bereits heute das meistbesuchte Veranstalterportal im deutschen Markt. Der nächste Schritt, es zu einem relevanten Flug- und Hotelportal auszubauen, ist da nur folgerichtig“, sagt Marek Andryszak.

So bleibt die gute alte Pauschalreise weiterhin ein wichtiger Bestandteil im Portfolio der Reiseveranstalter, die im Moment zwar um deren guten Ruf zu bangen haben. Der Aufbau neuer Buchungsmöglichkeiten, die das pauschale Buchen flexibler machen und das Rundum-Sorglos-Paket trotzdem erhalten, ist der Weg, um der Pauschalreise ein langes Leben zu garantieren.

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